Bielefelder Königinnen

Nach Tschechows »Die Möwe«.

»Die Makita*. Ist das beste, was es gibt. Ich hab die Makita von meinem Vater bekommen zu meinem achten Geburtstag mit ner Karte: Für meinen Sohn. Aber Mama fands irgendwie unangemessen oder so, ich weiß nicht, jedenfalls hat sie die dann verräumt. Und dann war se weg. Als se dann hier ausgezogen ist, meine Mutter, dann habe ich hier erstmal aufgeräumt. Weggeschmissen, unheimlich viel weggeschmissen. Eigentlich alles. Und da hab ich die Makita gefunden, in dem Geschenkkarton, mit der Karte, war eindeutig. Und, ja, da hab ich angefangen ein paar kleine Sachen zu bauen, erstmal. Und dann immer größer und immer größer. Und dann, ja, das Theater. Hab ich selber gebaut. Ist mein Theater, 12334 Spaxe, habe ich alle gezählt, naja gut, war jetzt nicht so schwer, stand auf den Verpackungen drauf, einfache Addition, aber dennoch.«

Aus Tschechows »Die Möwe« destilliert das Ensemble die Beziehung der working-single-mum Arkadina zu ihrem erwachsenen Sohn Kostja und verbindet das Stück mit eigenem Material. Einblicke in eine heutige Mini-Familie mit ohne Männer.

* Makita: Ein sehr hochwertiger Akkuschrauber.

Termine

April / Mai 2018


Spielerinnen Helga Lauenstein, Laetitia Mazzotti.
Regie
Bettina Drexler.
Bühne Franziska Riedmiller.

Gefördert durch
Presse

»Während es bei Tschechow um die Brutalität des Ennui geht, erzählt ›Bielefelder Königinnen‹, wie die Beziehung einer alleinerziehenden, arbeitenden Mutter zu ihrem Sohn in die Brüche geht. (…) Schön ist, dass in ›Bielefelder Königinnen‹ sich immer alles spiegelt: Auf der Bühnen-Bühne spielt Kostja sein selbst geschriebenes Stück, in dem es um seine eigene Geburt geht, und gebiert dort unter reichlich Gestöhne seinen Akkuschrauber. Später spielt Arkadina wiederum Kostjas Geburt nach. Sowohl Laetitia Mazotti als auch Helga Lauenstein spielen jeweils zwei Rollen, eine männliche, eine weibliche, bei Mazotti ist es Nina, in die Kostja unglücklich verliebt ist, bei Lauenstein ist es Boris, ihr Freund. (…) Bei all der tschechowschen Dramatik ist ›Bielefelder Königinnen‹ überraschend lustig. Die beiden Schauspielerinnen bieten keine triste Reflektion übers Muttersein und Kommunikationsprobleme, sondern überzeichnen mit sichtlicher Freude ihre Rollen und die Konflikte. Wie das Rohrsystem unter der Bühne liegt, liegt zwar immer auch ein ernster Kern unter dieser Überzeichnung. Aber zu dem wollen die beiden gar nicht vordringen. Viel eher geht es darum, diesen ernsten Kern soweit zu überzeichnen, bis er gesagt werden kann.« → mehr lesen
- Hannoversche Allgemeine Zeitung, Jan Fischer, 19.04.2018

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Fotos: Sabine Wewer