Stellungnahme der FTH Interessengemeinschaft
Honoraruntergrenze für Künstler*innen
Zum diesjährigen Best OFF - Festival Freier Theater der Stiftung Niedersachsen waren fünf freie Theatergruppen aus Hannover eingeladen. Ein Gütesiegel, das die freie Szene Hannovers sehr freut und zum Prestige der Stadt Hannover beiträgt. Dr. Gunter Dunkel, Präsident der Stiftung Niedersachsen, unterstrich in seiner Eröffnungsrede: „... wie wichtig freies Theater als Impulsgeber ist – auch dafür, die Kunst immer weiterzuentwickeln.“ Johannes Kirsten, Dramaturg am Schauspiel Hannover und Mitglied der Best OFF Auswahljury, wies darauf hin: “Die Stadt- und Staatstheater erhalten inzwischen zahlreiche Impulse aus der freien Szene, die ihre Themen oft deutlich beherzter jenseits eines etablierten Theaterkanons wählen. Eine solche Vielheit von Formen, Inhalten und Ästhetiken bereichert die gesamte Theaterlandschaft.“ Und schließt im Folgenden daraus, dass sich die Bedingungen der freien Theaterszene deutlich verbessern müssen.
Damit hat er Recht!
Aber das, was Johannes Kirsten formuliert, ist nur mit einer ausreichenden Förderung und einer Garantie bezüglich der Honoraruntergrenzen für Künstler*innen zu gewährleisten. Der innovative Ideenpool, die kollektiven Arbeitsstrukturen, die Umsetzung neuer ästhetischer Formate, internationale Kooperationen, die Erschließung kunstferner Publikumsstrukturen und divers besetzte Ensembles sind nur einige der herausragenden Merkmale der freien Theaterszene Hannovers. Die Vielschichtigkeit der freien Theater ist ein wesentlicher Baustein in Hannovers Kultur und schärft deren Profil auch über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus.
Die aktuelle Realität sieht allerdings so aus:
Die Qualität der freien Theaterarbeit in Hannover ist in Gefahr. Seit die Honoraruntergrenze ab 2017 bei den Projektrealisierungen eingehalten wird, gab es einen signifikanten Einbruch der Förderquote von 60% auf 43% in. Das zu unterstützende Ziel der Honoraruntergrenze - nämlich eine weniger skandalöse Unterbezahlung der Künstler*innen - wurde hier verfehlt, da die Summe der zu verteilenden Fördergelder die gleiche geblieben ist und lediglich in der Realisierung von weniger Projekten mündet, von denen die größtenteils selbstständigen Künstler*innen leben.
Die Nicht-Erhöhung der Fördermittel seit der Einhaltung der Honoraruntergrenze hat unter anderem zur Folge, dass bei der Mehrzahl der freien Theater die finanzielle Basis für weitere Anträge fehlt. Aufgrund dieses Dominoeffektes gelingt es selten, eine weitere Inszenierung ohne eine städtische Förderung umzusetzen. Dies führt zum einen zu einer Minimierung freier Theaterkunst in der Stadt zum anderen gefährdet es die persönliche Existenz von Theaterschaffenden in Hannover. Weniger Projekte führen zu weniger Beschäftigung und damit den Einzelnen ins Prekariat. In dieser Situation können die Kuratoren und die Theaterbeiräte nur Verwalter des Mangels sein.
Das heißt:
Wenn also die Existenz des freien Theaters gesichert und seiner Entwicklung eine Zukunft gegeben werden soll, muss der Fördertopf für die freie Darstellende Kunst in Hannover deutlich erhöht werden. Es geht um den Erhalt der vielfältigen Kulturszene Hannovers! Insbesondere im Rahmen der Bewerbung Hannovers zur Kulturhauptstadt Europas kann und sollte die freie Theaterszene mit ihrem Potential eine maßgebliche Rolle spielen. Aber dafür müssen die Bedingungen geschaffen werden!
Die freien Theater Hannover fordern hiermit eine Verdopplung der Fördermittel für Projekt- und Grundförderung.
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