Milena Fischer verlässt zum Jahreswechsel 2021/2022 das Leitungsteam. Und bedankt sich.
Liebes Publikum, liebe Freund*innen, liebe Lena, lieber Jonas,
das Leben ist Veränderung. Und dementsprechend kommen diese Zeilen heute in ungewohnt subjektiver Form daher. Denn ich möchte mich verabschieden: von Euch, dem treuen Publikum, vom gesamten Team des Theaters und allen voran von Euch, meinen Kolleg*innen im Leitungsteam.
Leicht fällt das nicht, mit Dankbarkeit blicke ich zurück auf unsere gemeinsame Zeit: Auf die erste Zusammenarbeit 2017 mit DER BAU oder DIE GRÜNDUNG DES FIGHT CLUB DACHS, bei der ich beeindruckt davon war, mit wie viel Herzblut das Team sich in die Kampf-Arena zwischen Kafkas Text und den Gedanken der Identitären Bewegung geworfen hat; und davon, wie wir darum ringen konnten, keine vorgefertigte Meinung zu präsentieren, sondern die Frage nach Gewichtung von Sicherheit versus Offenheit Euch, dem Publikum, mitzugeben.
Eine Freude war mir der Einstieg ins Leitungsteam zum Jahresbeginn 2019, die Fußstapfen von Helga Lauenstein empfingen mich groß, freundlich und geräumig, so dass wir direkt in die gemeinsame Arbeit an FREUND HAIN – DAS SPIEL DES LEBENS einsteigen konnten. Dankbar bin ich für die Hingabe des Teams, sich dem Thema Tod und Sterben aus verschiedenen Richtungen zu nähern, für Euren Humor und die Fähigkeit auch der Angst zu begegnen. Alles andere als selbstverständlich war außerdem die Bereitschaft aller, dramaturgisch mit dem Zufall zu arbeiten, so dass jede Vorstellung völlig unterschiedlich und einmalig wurde.
Schön war es für mich, die schon etablierte Nähe zu Euch, dem Publikum, u.a. mit den VIPs zu erleben und mit dem SALON weiter auszubauen. Es folgten Phasen, in denen ich die Arbeit der Kolleg*innen begleiten durfte – als besonders eindrückliches Erlebnis werden mir die Proben von HANNAH UND DER PUNK in Erinnerung bleiben.
Aufregend und beglückend war das Erleben davon, was das Arbeiten in Freiheit bedeuten kann: ein Thema auszumachen, die Herausforderung anzunehmen, die dem entsprechende Form zu finden und sich somit mit jedem Projekt auf einen völlig unbekannten Weg zu begeben.
So war 2020 AUF DER SUCHE NACH DER STILLE zu sein, eines der wegweisenden Erlebnisse meiner bisherigen Theaterarbeit.
Und die gemeinsame Idee in Jahresprojekten an einem Thema dran zu bleiben, ebenso. Dass das »dionysische Vakuum« weder leicht zu knacken noch zu füllen ist, haben wir 2021 hautnah erlebt: mit u.a. OXYTOCIN – ICH BERÜHRE, ALSO BIN ICH haben wir dennoch den Versuch gewagt.
Wie inspirierend die Zusammenarbeit mit Live-Musiker*innen und Tänzer*innen sein kann, ist eines der wesentlichen Erkenntnisse, die mich weiter begleiten werden.
Dass unsere gemeinsame Arbeit sowohl von Euch, dem Publikum, als auch mit diversen Preisen – wie dem Pro Visio Preis der Stiftung Kulturregion Hannover und dem Theaterpreis des Bundes – geehrt wurde, stimmt mich froh und dankbar. Und so blicke ich auf die drei gemeinsamen Jahre mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück: Danke Helga, danke Yves, Henrik, Hanna, Britta, Kiri, Alissa, Birgit, Uwe, Julia, Tobias, Katharina, Florian, Irene, Justus, Corni, Vincent, Anna, Romina, Andrea, Ronja, Laura, Kassandra, Cris, Nico, João, Nina, Uta, Leo, Martin, Daniel, Markus und vor allem: danke Lena und Jonas!
»Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.« (Wolf Biermann)
Ich bin nicht aus der Welt und würde mich freuen, wenn ich die eine oder den anderen in meiner neuen Wahlheimat Hamburg wiedertreffe oder Ihr eine meiner Arbeiten z.B. am Badischen Staatstheater Karlsruhe oder dem Vorarlberger Landestheater Bregenz (Urlaub am Bodensee!) anschauen kommt.
Mit Grüßen von Herzen,
Eure Milena
Fotos: Leona Ohsiek
16:33 Uhr