Neujahrsgrüße 22/23
Das Jahr 2022 an unserem Theater war geprägt von neuen Konstellationen und Experimenten, leider auch von Krankheit und Herausforderungen, die uns vieles erschwert haben. Doch wir haben unseren Theaterraum dennoch verlassen, um in staubigen Industriehallen neue Formate zu erproben, haben Wasserrutschen durch die Republik gefahren, sind in der Ihme baden gegangen und haben Jack endlich aus seiner Box geholt und uns aus der Asche alter und neuer Verunsicherung neu geboren. Neue und alte Kolleg*innen haben unseren Weg begleitet und wir danken ihnen und Euch, unserem Publikum, von Herzen für das Engagement und alles, was wir miteinander teilen konnten.
Begleitet vom Wanken der Welt setzen wir auch 2023 weiter unseren Fuß in die Luft, um zu schauen, ob sie uns trägt, ob wir Euch neu locken und verführen können oder uns verlieren werden im großen Rauschen der Transformation, die viele Ebenen unser aller Leben betrifft.
Wir können Euch nur beherzt die olle Graffiti-Tür öffnen und sagen: kommt rein. Wir suchen mit Euch und wir wissen doch auch nicht.
Aber: in unseren Seelen glüht immer noch ein kleiner Funke, ein musisches Wesen der Kunst, welches über alle Zeiten und Stürme erhaben ist. Ein Funke, dem der Wille innewohnt, das Leben in seiner Schönheit und Zerbrechlichkeit zu feiern, seine Widrigkeiten und Hochphasen gleichermaßen anzunehmen als das, was sie sind: unser aller Zeit, in der wir leben und wirken.
Sie wartet nicht, bis wir uns erholt, die Kriege vorbei, die Pandemien überstanden und das Klima gerettet ist. Sie fließt einfach weiter. Und wir mit ihr.
Solange wir können, werden wir nicht müde werden, diesen Funken mit Euch zu teilen und senden ihn heute zu Euch nach Hause, in Eure Wunderkerzen und vielleicht in Eure Herzen. Verzagt nicht. Lasst es uns wagen.
Danke für unser Zusammensein 2022.
Und einen guten Rutsch ins Jahr 2023 wünschen Euch
Lena, Jonas,
Nina,
und das gesamte Team vom THEATER AN DER GLOCKSEE
»Manchmal nachts, wenn all die tausend Gedankenkinder schon in ihren Pyjamas liegen, dann macht sich der Mamateil in mir auf. Auch schon lange müde und auch schon ganz schön angerupft mit struppigem Gefieder im Fell macht es nachts Patrouille und passt auf alles auf, streicht durch die Flure und das reingetragene Draußen von den Kissen, streichelt über Wangen, die im Dunkeln glühen und webt gute Nachtgeschichten in Haarsträhnen. Und wenn irgendwo der Schweiß auf der Stirn steht, dann küsst dieses eigenartige Muttergefühl, dieses Prinzipding, dieser Fellgedanke, das zottelige Lasttier die Schweißperlen auf und nimmt sie auf den Lippen mit, hier darf das bleiben, hier ist das aufgehoben, ich nehm das auf mich.
Und aus der Hitze wird wohlige Wärme und die wilden Pferdchen hören für eine Nacht mal auf zu strampeln und grasen einfach einen kurzen Frieden lang in Ruhe auf dem Schlafmohnfeld.«
— aus DAS PHOENIX PROJEKT