Paris, 13. November 2015.
aus dem Nichts die erste Nachricht auf dem Handy. dann saßen wir zusammen vor dem Fernseher, den Computern, den Telefonen. sms an Freunde. anrufen wollen. sonst sind wir sehr still.
still, entsetzt, erschreckt und vor allem voller Traurigkeit.
wie furchtbar fühlt es sich an, dass man nicht mehr überrascht ist. dass das jetzt wohl dazu gehört, dass so etwas passiert.
unser Blick in die Welt hat sich schon geändert, schon vorher. langsam und schleichend, aber merklich.
man will keine Angst haben. man will nicht allein sein. wir nehmen uns alle in den Arm, in der Küche an den Zigaretten.
unsere Welt. heute.
uns blutet das Herz.
am meisten trifft uns die schreckliche Geiselnahme und das Massaker im Club Bataclan. Konzerte, Publikum, Bühnen, da sind wir oft. auch unsere Welt.
später, es ist schon Nacht und ich bin inzwischen allein vor dem Bildschirm. man will schlafen aber man hat Angst vor den Schlagzeilen morgen früh. wenn man mehr weiß. und man weiß ja schon jetzt so viel. zu viel.
auf Twitter bieten Menschen unter #PorteOuverte Unterkunft und Zugang zu ihren Wohnungen für Schutzsuchende oder andere, die nicht wissen wohin. sie schreiben ihre Adressen ins Netz. offene Türen. wie wundervoll. das tröstet. das wollen wir doch, die Türen öffnen. zusammen sein. uns gegenseitig helfen. nicht verschließen. nicht verschlossen werden.
auf diese Zeichen müssen wir schauen. nicht auf die brutalen Zeichen der Angst der anderen. wir müssen unsere Zeichen setzen. deutlich. neue Zeichen finden, bessere Zeichen. wir müssen kreativ bleiben und noch kreativer werden. es braucht anderes Denken. und Kraft, verdammt viel Kraft.
wir müssen die Türen aufhalten.
egal wieviel Wind sie vielleicht zudrücken will.
02:11 Uhr