Produktionen 2012

Weiße Nächte

von Fjodor Dostojewski. Ensemble Helga Lauenstein, Christian Rogler. Regie Greta Amend. Bühne Melanie Huke, Paolali Vogt. Kostüm Anika Klippstein. Licht Alexander Tripitsis. Regieassistenz Inga Kolbeinsson, Hendrik Massute.

„Ein ganzer Augenblick der Seligkeit! Genügte er nicht für ein ganzes Menschenleben?“

Ein Mann und eine Frau treffen sich zufällig und verbringen vier traumverlorene Mittsommernächte miteinander.
„Sie dürfen sich nicht in mich verlieben“, sagt sie in der ersten Nacht.
Er ist ein begeisterter Träumer, ein Poet.
Sie wartet auf ihren Geliebten.
Ist dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Leidenschaftlich versucht er, ihre Liebe zu gewinnen.
Wird es ihnen gelingen, ihre Träume wahr werden zu lassen?

Pressestimmen

»Der Mann, der jetzt auf einer der Parkbänke Platz nimmt, ist augenscheinlich nicht mehr ganz jung, und doch spricht aus ihm der Träumer, um dessen Erinnerungen sich Dostojewskis Lieblingsroman rankt. Diese Nacht nimmt eine für ihn ganz und gar ungewohnte Wendung, als er am Rande des Parks ein traurig singendes Fräulein erblickt, sich ihr nähert und sogar mit ihr ins Gespräch kommt. (...) Er (gefühlvoll und überaus authentisch gespielt von Christian Alexander Rogler) kann zum ersten Mal im Leben mit einem Menschen über seine Sicht der Welt reden. Enthusiastisch beschreibt er mit Worten voll anrührender Poesie die Natur, illustriert wortreich Fantasien von römischen Palästen und Begegnungen mit wunderschönen Frauen. Doch am Ende steht die Erkenntnis, dass er ein rein fantastisches Leben führt; der Wunsch nach realem Erleben und wahren Beziehungen ernüchtert ihn und betrübt ihn zutiefst. Die junge Frau Nastenka (Helga Lauenstein brilliert mit mädchenhaftem Charme und einer ergreifenden Singstimme) meint, ihn zu verstehen, fühlt sie doch die gleiche Einsamkeit. (…) Der Regisseurin Greta Amend ist es hervorragend gelungen, die Emotionen Dostojewskis rührender Dichtung für die Bühne zu inszenieren. Bei dem Stück ohne musikalische Untermalung stehen allein die zwei Schauspieler im Vordergrund, die den wortgewaltigen Text einfühlsam darbieten. Für den romantischen Träumer und seine Wunschgeliebte kann man sich keine schönere Besetzung vorstellen. Wirklich traumhaftes Theater!«
Anke Wittkopp, Stadtkind April 2012

»Wie ein Traum erscheint auch die Bühnenadaption des Romans (...) Eine Liebesgeschichte voll unerfüllter Sehnsüchte – voll Glück und doch auch voller Melancholie.
Bewusst legt die Regisseurin Greta Amend einen leichten Schleier über die dargestellte Wirklichkeit. Nur angedeutet die Szenerie mit einem schlichten Bühnenbild aus drei Parkbänken, einer Straßenlaterne und einem Baumschatten, wenig technischer Aufwand. Poetisch sind die Dialoge gehalten – und die Monologe: Meist spricht Christian Alexander Rogler als Träumer und beschreibt bildhaft die Zerrissenheit seiner Gefühle, Einsamkeit, Schwermut, den Wunsch, woanders zu sein. Helga Lauenstein als Wartende an seiner Seite hat den schwereren Part der Zuhörerin (...) man spürt eine echte Beziehung wachsen. Gemeinsam beginnen sie zu träumen. Aus der Freundschaft entsteht Liebe. Eine träumerische Liebe, die verdeckt wird vom Schleier der Wirklichkeit – äußerlich halten sie Distanz. Ein Stück, das (...) seine Zuschauer mit auf die Reise nimmt.«
Neue Presse, 02. März 2012


Fotos: Roman Thomas

Gottes Homepage

Gastspiel. Konzert.
Text Dariusz Muszer. Musik Robert Kusiolek, Elena Chekanova.

Dariusz Muszers bizarr-komischer Roman über Liebe, Wahrheit, Lüge und Manipulation im Informationszeitalter hält uns gnadenlos den Spiegel vors Gesicht.

Darius Muszer erhielt als Autor die wichtigsten literarischen Auszeichnungen Polens und bewegt sich zwischen Lyrik und Science-Fiction, Romanen und Essays, Journalismus und Übersetzung, stets frei, kritisch und realitätsnah, sodass es auch mal wehtut.

Die Musiker Kusiolek und Chekanova sind gemeinsam ein faszinierender Klangkörper mit eigener Prägung. Mit ihrer außergewöhnlichen Instrumentierung erschaffen sie imaginäre kammermusikalische Atmosphären, loten konsequent die Grenzen großflächiger sakraler Klangstrukturen aus und fügen diese in weiträumigen Kompositionen zu einem unvergesslichen Erlebnis zusammen.

»Gottes Homepage« auf amazon.de

The School of Ms. Behave

Dein post-moralisches Actionkomösical.

Gastspiel. Ein Projekt der Balljugend vom Jungen Schauspiel Hannover. Leitung Ingeborg Hoffmann, Silke Janssen.

Ausdruckstanz, Gestalttherapie, Elektroschocks:  Alternativtherapeutin Sonja "Sunny" Haferkorn hat wirklich alles versucht, um ihrer Tochter klar zu machen, dass man offen sein muss für alles, auch für Gewalt. Vergeblich. Die berühmt berüchtigte „School of Miss Behave“ ist Sunny's letzte Hoffnung, dass ihre harmoniebedürftige Tochter doch noch Kontakt zum Geist des Universums erhält.

Leitung: Ingeborg Hoffmann, Silke Janssen
Bühne: Pauline Knoblauch
Kostüme: Theresa Klement
Choreographie: Johannes Hoff/David Blázquez
Kämpfe: Jakob Benkhofer
Video: Thorsten Rodenberg/Ingeborg Hoffmann

Ensemble: Lilia Saenger, Parzza Madani, Sina Kehrwieder, Thorsten Rodenberg, Miray Salman, Linda Middelberg, Lorna Brandis, Sarah Hüls, Tim Halling, Hülya Kaufmann, CatharinaSawade, Hanako Emden, Kea Krassau, Rebecca Metz, Johannes Hoff

Phonolyrics »Am Ende einer Beinlänge«

Gastspiel. Ein Großstadtblues.

Wer weidet sich nicht gerne an der Lust und Qual zwischenmenschlicher Unzulänglichkeiten?

An diesem Kultabend verschmelzen Prosa und Lyrik mit groovigen Soul-Jazz-Sounds, untermalt von Videoarts.

Texte von Liebe-Lust-Begehren, die sich stets am Rande des Abgrunds bewegen, die zwischen Himmel und Absturz, Paradies und Selbstzerstörung im Strudel der Sehnsüchte taumeln.

 Sie werden unterlegt von eigenen Sounds von YORK (Musikproduzent, langjähriges Bandmitglied der „Jazzkantine“ und „Spice“), gespielt von YORK (Grooves & Samples, Sax, Flöte, Rhodes) und Martin Gontarski (Bassist, Gründungsmitglied von „Spice“).

Videoarts werden für diesen Abend erstellt von Kai-Uwe Lipphardt (Film- und Produktionsfirma „Lenscleaner“).

Mit:
Christiane Ostermayer, (ehemals Schauspiel Hannover, freischaffend an Theatern zwischen Wien bis Hamburg, sowie Film, TV, Lesungen)

Günter Schaupp (ehemals Schauspiel Hannover, jetzt als Gast am Thalia Theater und Ernst-Deutsch-Theater Hamburg, Sprecher vieler NDR-Kultur-Sendungen)

Duo Oblivión

Gastspiel. Bach meets Piazzolla – Konzert mit anschließender Milonga.

„Bach meets Piazzolla“ erzählt über das Labyrinth des Lebens und die zwei großen Kräfte „Liebe“ und „Tod“, die das Leben formen. Von grenzenloser und innigst gelebter Liebe, wie sie wohl nie besser vertont wurde als in Bachs Bist du bei mir, hin zu nicht erwiderter Liebe und enttäuschter Liebe geht der Weg bis ihrem Tod, um schließlich in ihrer Auferstehung in Renaceré die Endlichkeit zu überwinden.

Jochen Meyer, der erfolgreiche DJ der Montagsmilonga im GUT e.V., legt an diesem Abend im Anschluss an das Konzert auf und lässt alte GUT-Zeiten aufleben. Ein Muss für alle Tangofreunde!

Mit:
Laura Pohl Sopran
Vladimir Gorup Bajan

Wer einfach nur tanzen möchte, kann auch gerne nur zur anschließenden Milonga kommen!

Nypon Syskon

Gastspiel. schwedisch: Hagebuttengeschwister.

„Andres´ Melodien meiden jedes Klischee“ schrieb das Jazzpodium zur ersten Quartett-CD des Bandleaders. Neben dem Jazz sind die Einflüsse nordeuropäischer Volksmusik nicht zu überhören.

Die mal bewegten, mal innigen Vokal- und Instrumental-Titel  werden bereichert durch Bass und Schlagzeug. Nypon heißt Hagebutte und soll die große Rolle der Natur in den teils deutschen und schwedischen Liedtexten symbolisieren.

Andres Böhmer Gitarre
Elena Schmidt-Arras Gesang
Lars Födisch Bass
Fabian Hönes Schlagzeug

Die Inskrumentalisten - Das Gewissen der Welt

Gastspiel. Die „Inskrumentalisten“ präsentieren ihre neue CD. AuE- Kreativschule.

Musikalisch bedienen sich die „Inskrumentalisten“ aus fast allen Stilen der Neuzeit. Der verbindende Faden zu den Stimmen ist dabei die Percussion.

Neben bekannten Schlagern und Shantys im Voodoo-Gewand werden Kostproben aus der gerade erschienenen CD zu hören sein.

Die Musiker der AuE-Kreativschule sind Bewohner einer Langzeitpsychiatrie bei Hannover und werden beim Auftritt von Gastmusikern begleitet.

Produktionen 2011

Adieu les belles choses

Es liest Helga Lauenstein | Gesang Carmen Fuggiss | Klavier Jonathan Seers

Wir erzählen und singen von der Freude und dem Schmerz zu leben und zu sterben und dem sehr unterschiedlichen Umgang mit der Vergänglichkeit.
Viele Autoren und Musiker haben sich mit dem Thema „Abschied vom Leben“ auseinandergesetzt.
Zusammen mit der hannoverschen Sopranistin Carmen Fuggiss präsentieren wir die schönsten Lieder und Texte vom Barock bis zur Gegenwart.

Suppkultur III

Mit Beatrice Fago, Fabian Joel Walter, Christian Preuss

Schneewittchen

Gastspiel | von und mit Dieter Malzacher

Der Märchentierarzt muss wieder einmal helfen. Hänschen, der Zauberspiegel, hat Bauchweh. Den ganzen Tag tönt es im Schloss: „Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Und  jedes Mal muss Hänschen die Wahrheit sagen über das Aussehen der  Königin. Den ganzen Tag! Und nachts auch! Da würde jeder Bauchweh bekommen! Aber der Märchentierarzt ist ja schon da und hilft. Und dabei erzählt er die Geschichte vom Zauberspiegel, von Schneewittchen, von ihrer Stiefmutter, der bösen Königin, von den 7 Zwergen hinter den 7 Bergen,  vom vergifteten Apfel, vom Prinz, der das tote Schneewittchen im Sarg liegen sah,  von der wundersamen Errettung und dem glücklichen Ende.
Schneewittchen ist ein alter Hut! Kennt man, denkt man.. Dann guckt man Malzachers Puppenspiel an und entdeckt das alte Märchen ganz neu.

Vom Teufel mit den drei goldenen Haaren

von F.K. Waechter | Gastspiel | Ensemble Jonas Vietzke | Regie Barbara Wachendorff | Dramturgie Joachim Henn

Der bekannte Zeichner F.K. Waechter hat den hintergründigen Humor, der aus seinen Zeichnungen spricht, im Laufe vieler Jahre auch auf das Erzähltheater übertragen und ihm entscheidende Impulse gegeben. In der Ein-Personen-Fassung vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ erzählt er eine neue Version des Grimmschen Märchens vom jungen Bauernknecht, der sogar den Weg zur Hölle nicht scheut, um die Königstochter heiraten zu können.
Die Aufführung verzichtet auf jegliche Dekoration und konzentriert sich ausschließlich auf das Spiel des Schauspielers, der 25 verschiedene Figuren in ständigem Wechsel spielt - ein Theatervergnügen ausdrücklich auch für Erwachsene.

Am Ziel

von Thomas Bernhard | Ensemble Helga Lauenstein, Julia Schmidt, Matthias Buss | Regie Bettina Drexler

In der Presse tauchen immer wieder Nachrichten auf von Vätern, die ihre Töchter und Söhne durch körperlichen Missbrauch stark beschädigen, sogar auslöschen. Sie zerstören die Integrität ihrer Kinder oft nachhaltig. Bei Bernhard in „Am Ziel“ ist es eine Mutter, die- obwohl intelligent, ökonomisch versorgt, visionär begabt – gleichwohl grausam und ohne jede Empathie die Tochter an sich bindet und so jeden Versuch einer Individuation zerstört. Der Wunsch, sich der Liebe zur Tochter hinzugeben, pervertiert sich in den Wunsch, sie zu töten. Diese Lust wird in der monströsen Sprachgewalt der Mutter lesbar. Mutter unterstellt sich keinen moralischen Kategorien mehr, sie spricht alles aus, vor allem das Unaussprechliche. Die Tochter schweigt, und man ahnt, dass nur der Tod, als ein Ereignis, dessen fulminante Wirkung nicht anzweifelbar und unausweichlich ist, einen Perspektivwechsel in der Geschichte bewirken könnte. Oder eben die Liebe.
Sie wird durch einen jungen Schriftsteller ins Spiel gebracht, der sich für die Tochter interessiert. Mutter wird versuchen, den jungen Mann zu vertreiben, seine Impulsivität zu entkräften, die Tochter nicht frei zu geben. Zwei Protagonisten (Tochter, Schriftsteller) eines Theaterstückes, die unsere Aufmerksamkeit fesseln, weil ihre Sprache die des Schweigens ist.

Pressestimmen

»Helga Lauenstein setzt auf zurückgenommene Töne, meistert den voluminösen, wenn auch stark eingestrichenen Text mit bemerkenswerter Intensität. Julia Schmidt gibt der Tochter etwas anrührend Vertrippetes und stumme Sehnsucht mit. Mattihas Buss fiel in den Jahren der Ära Schulz am Staatsschauspiel immer (aber nicht nur) durch Körpereinsatz und Komik auf. Beides darf er auch hier zeigen, weil Regisseurin Bettina Drexler den Bernhard-Abend mit clownesken Elementen auflockert ... Buss kann auch leise ... Ein (konditions-)starker Abend ...«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Rainer Wagner, 08. Oktober 2011

»Ein Einblick in psychologische Abgründe einer Mutter-Tochter-Beziehung. Gute Schauspieler ...«
Neue Presse, Ann-Katrin Paske, 14. Oktober 2011

Fotos: Roman Thomas

Die Russen kommen! - russkye volkslydie

Ensemble Tatjana Bulava, Helga Lauenstein, Valentin Sommer | Bühne Rike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis

Musikalischer Abend im russischen Salon. Ein MUSS für alle Freunde russischer Musik!
Die Akkordeonistin Tatjana Bulava, die viele noch aus der Produktion "Babettes Fest" kennen werden, ist ans Theater an der Glocksee zurückgekehrt und hat mit Helga Lauenstein und Valentin Sommer einen sinnlichen Abend mit exzellent ausgewähltem Repertoire kreiert: bisher meistens nur in Russland bekannte Tangos der 30er Jahre, Volks- und Zigeunerlieder, Instrumentalmusik und Romanzen.
Der musikalische Teil des Abends wird im Dialog mit dem Publikum von Helga Lauenstein moderiert. "Zakuski" (russische kleine Vorspeisen) und Getränke sind in der Pause auf Wunsch erhältlich. Es darf getanzt werden!

Hiobs Botschaften

Gastspiel | von und mit Maria Neumann

Maria Neumann spielt nicht nur auf Theaterbühnen. Das aktuelle Spiel hat sie als Performance schon in einer Straßenbahn gestaltet. Jetzt stellt sie das uralte Thema auf beeindruckende Weise als Solostück dar: Gott und Satan wetten um die Frömmigkeit Hiobs.
Hiobsbotschaften, Katastrophenmeldungen überschlagen sich in diesen Tagen des März 2011. Hinter jeder Nachricht steht vielfaches Leid. „Das Leiden“ sagt Maria Neumann „ist in der Kunst lange verdrängt worden. Im Theater fand es faktisch nicht statt, denn da war es ja nur ein Spiel. Wenn wir uns mit Blut übergießen, ist es Kunstblut, alles nicht echt. Die Frage, ob Leiden etwas ist, über das man sprechen oder schweigen muss, kommt nicht nur in der Kunst sondern auch in der Kirche immer wieder auf.“ Und: „Hiob wechselt von einer duldenden in eine rebellische Haltung. Es zeigt: Leid verändert den Menschen. Entweder man wächst daran oder man wird gebrochen“

Suppkultur II

Mit Elena Arras, Andres Böhmer, Krischan Zeigner

Suppkultur I

Mit Wolfram Hänel, Hartmut El Kurdi, Mark Eichenseher

Produktionen 2010

Die Marquise von O.

nach Heinrich von Kleist | Ensemble Helga Lauenstein, Laetitia Mazzotti, Christoph Linder, Jonathan Müller | Regie Bettina Drexler | Bühne Frank Olle | Kostüme Dorothea Hoffmann | Licht Alexander Tripitsis

Pressestimmen

» (...) ein Tanz am Absurden, bei dem mancher Stammgast im Theater an der Glocksee sich erstaunt die Augen reibt.
Seit 21 Jahren bringt die freie Gruppe Klassiker- und Prosabearbeitungen in hoher Qualität auf die Bühne, so losgelassen wie jetzt sah man das Ensemble kaum. Bettina Drexler zieht in ihrer ersten Regiearbeit mit Profis alle Register des Theatralen und Theatralischen, schwindelerregend.
Laetitia Mazzotti als Marquise ist eine wahnhaft wilde Lolita, die ihren Verehrer, den Grafen F. (Christoph Linder), bespringt, um Tische jagt und mit ihm in die Badewanne steigt. Während er, sanfter Trottel, ihr vom Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, erzählt und sich vorm Antrag selbst fast ins als Hose angezogene Hemd nässt.
Aus dem gestrengen Kommandanten macht Jonathan Müller einen kruden Sonnyboy und vulgären Hip-Hopper, der mit Gabel im Schritt Rennauto spielt und auf einer Skulptur aus aufgetürmten Stühlen trommelt. Helga Lauenstein ruft als Mutter den Haufen witzig-nüchtern zur Ordnung und ist Kranken- und Seelenschwester zugleich. Apropos Stuhlskulptur: Das versponnene Bühnenbild von Frank Olle ist ein idealer Rahmen für das Wagnis.
Denn das ist es. Als wollten alle mal rauslassen, was in ihnen steckt. Wie das zusammenpasst und der rezitierte Kleist-Text dazu? Nicht immer glatt. Aber faszinierend anzuschauen. «
Neue Presse, 26. 11. 2010

Fotos: Mark Eichenseher

Das Jagdgewehr

von Yasushi Inoue | Deutsch von Oskar Benl | Ensemble Helga Lauenstein, Illo Geißler | Tanz Nao Tokuhashi
Regie Claire Lütcke | Choreographie Kazue Ikeda | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüm Maren Lepping

Fotos: Oliver Hoffmann

Das Wunderwerk

von Christian Lollike | Gastproduktion der  hannoverschen Kammerspiele | Ensemble Elisabeth Frank, Hanna Legatis, Mustafa Demirkol, Mark Eichenseher | Regie & Bühne Harald Schandry

Fool's Paradise

von LaThea Purple Stage Productions | Ein Crossoverprojekt für Musik, Stimme und Schauspiel
Script/Dramaturgie/Gesang 
LaThea | Gesang Hanna Jursch | Schauspiel/Regie Floriana Sommerauer
Musik
Kostia Rapaport

Produktionen 2009

Mama

Ensemble-Projekt mit Müttern aus aller Welt | Ensemble Helga Lauenstein, Laetitia Mazzotti, Nao Tokuhashi
Musik
Karin Fischer | Regie Claire Lütcke | Kostüm Maren Lepping | Bühne Ulrike Glandorf

Fotos: Oliver Hoffmann

Attempts on Her Life

von Martin Crimp | Deutsch von Falk Richter | Ensemble Mélanie Fouché, Helga Lauenstein, Philip Denzel, Christoph Linder, Harald Schandry | Regie Claire Lütcke | Musik Mark Eichenseher | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüme Maren Lepping

Pressestimmen

»Im Stück „Attempts on her life" von Martin Crimp lotet die Regisseurin Claire Lütcke die Grenzen der Wahrnehmung aus.(...) Die fünf überzeugenden Darsteller Philipp Denzel, Melanie Fouché, Helga Lauenstein, Christoph Linder und Harald Schandry bleiben stets namenlos wechseln zwischen Eltern-, Freundes- und Beobachterperspektiven. Ort und Zeit der einzelnen Szenen bleiben unklar. Das Stück ist der Versuch, aus Fragmenten und Handlungssplittern etwas Wirkliches entstehen zu lassen. Ein Versuch, der scheitern muss. Denn natürlich kann man sich, wie in der Eröffnungsszene dargestellt, sämtliche Telefonnachrichten an eine Person anhören und daraus eine Vorstellung formen, doch sie bleibt unvollständig. Außerdem ist jede Vorstellung persönlichen Einstellungen unterworfen. Ob Anne Terroristin oder Freiheitskämpferin ist, ob ihre Kunst Kunst ist oder nur Ausdruck psychischer Labilität, und ob Anne wirklich Anne ist oder doch nur ein Werbeprodukt gar eine Kunstfigur, bleibt Interpretationssache. Das Kooperationsprojekt zwischen dem Theater an der Glocksee und dem Kleckstheater ist kurzweilig. In den Szenen zu erdigen Gitarrenklängen von Mark Eichenseher zermürben präzise Dialoge jeglichen Eindruck von einer Person. Ein großartiger Theaterabend der einlädt, über Individuum und Gesellschaft zu philosophieren. Und auch wenn es im Sinn von Crimp nur eine Einschätzung von vielen ist: Es lohnt sich.«
HAZ, 5. 6. 2009

 

»Ein außergewöhnliches Theaterstück bedarf einer ebenso außergewöhnlichen Spielstätte. Das Theater an der Glocksee bietet für das provozierende Drama von Martin Crimp den passenden Rahmen. Kritisch setzt sich das Stück unter der Regie von Claire Lütcke mit fiktiver Wirklichkeit auseinander. (...) Das Stück spielt mit Konventionen und bricht sie zugleich: Wo fängt das Spiel an und wo hört es auf? So ist gleich zu Anfang unklar, ob das Stück bereits begonnen hat oder nicht. Als sich die Türen öffnen, hört man Gemurmel und Gelächter. Die Darsteller stehen überraschenderweise bereits auf der Bühne, die keine Bühne im herkömmlichen Sinne ist, sondern ein langer grauer Teppich, an einigen Stellen gewölbt. Zudem ist sie mit weißen Kalksteinen und einzelnen roten Stoffsäcken ausgelegt. Die Zuschauer sitzen um die „Bühne" herum. Die Irritation lässt auch nicht nach, als das Stück beginnt. Im Gegenteil. Im Laufe des Stücks fragt man sich mehr und mehr, was „wirklich" ist und was nicht. Je mehr man von Anne erfährt, umso irritierender ist eigentlich das ganze Geschehen. Es entstehen Bilder, auf der Bühne, aber vor allem im Kopf. Dazu trägt der gelungene Theatertext bei, von Falk Richter ins Deutsche übersetzt. Die Dialoge der Darsteller sind in harmonische Gitarrenmusik eingebettet, für die der Musiker Mark Eichenseher im Hintergrund sorgt. Diese Kombination aus Sprach-Musik ist perfekt abgestimmt, passt irgendwie zur Farbe Grau, die das Stück dominiert. Neben dem Teppich ist auch die Kleidung (Kostüme: Maren Lepping) der Schauspieler in Grau- und Weiß-Tönen gehalten. Die Atmosphäre (Raumgestaltung: Ulrike Glandorf) des Stücks ist finster und rau. Die Darsteller überzeugen allesamt mit unglaublicher Bühnenpräsenz.
Die Gefühlsausbrüche, die von Trauer über Wut bis hin zur Verzweiflung und Resignation reichen, lassen den Zuschauer am Gefühlschaos teilhaben. „Es ist eine emotionale Reise durch unsere Gegenwart oder durch einige Aspekte unseres heutigen Lebens", wie der Dramatiker Martin Crimp selbst über sein Stück gesagt hat. Die Erzählungen der Schauspieler geben dem Zuschauer die Möglichkeit und Freiheit, ein eigenes „Bild" zu schaffen. Das brutale und anspruchsvolle Drama sorgt für ungewöhnlich viele Fragen und regt zu Diskussionen weit über das „eigentliche" Thema hinaus an. Und auch die Definition von Theater kann danach neu ausdiskutiert werden.«
Stadtkind Juli 2009

 

»(...) Die fünf Darsteller in Claire Lütckes Inszenierung berichten, mutmaßen, erklären, besingen, in ständig wechselnden Rollen, aber mit gleichbleibend überzeugender Ausdruckskraft.
Das Publikum sitzt rund um dieses Szenario, jeder hat seinen individuellen Blickwinkel, beobachtet mal von vorn, mal von hinten das Geschehen. „Ist das wirklich dieselbe Annie?", fragen sich Darsteller und Zuschauer jedes Mal aufs Neue, hin- und hergerissen zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Doch die 17 Versuche, „Anne" zu begreifen schweben keinesfalls lose im Raum: Sie treffen sich immer wieder, spinnen sich, fast wie im klassischen Drama, langsam zum Höhepunkt empor: Anne ist ein Kunstwerk, aber „sie könnte jeder von uns sein". Das Premierenpublikum applaudiert so heftig, dass die Darsteller sogar noch eine 18. Szene improvisieren.«
Neue Presse, 6. 6. 2009

Fotos: Oliver Hoffmann

Tango Abend: Bach meets Piazolla

Konzert mit anschließender Milonga mit DJ Uwe F. | Ensemble Duo Oblivión (Laura Pohl - Gesang, Vladimir Gorup - Akkordeon) | Lichtgestaltung Jochen Meyer

Lenchens Geheimnis

von Michael Ende | Koproduktion mit dem Kleckstheater | Regie Claire Lütcke | Ensemble Laetitia Mazzotti, Christoph Linder, Markus Willems | Spielort Altes Magazin in der Kestnerstraße

Die ganzen Wahrheiten

von Sathyan Ramesh | Gastspiel | Ensemble Denise M’Baye, Laetitia Mazzotti, Mark Eichenseher, Thorsten Hierse, Christoph Linder | Regie Harald Schandry | Bühnenbild Karin Hutter

Klassentreffen - Bekenntnisse eines ehemaligen Oberschülers

Große Ur-Lesung mit Betonung und Hut aus Roman von Kurt Appaz | Ensemble Helga Lauenstein, Claire Lütcke, Laetitia Mazzotti, Mark Eichenseher, Wolfram Hänel, Christoph Linder, Frank "Flaco" Matzke, Peter Przychodniak, Harald Schandry, Richie Thurlow | Dramaturgie Ulrike Gerold, Hilkje Hänel | Eine Kooperation von Kurt Appaz, dem Theater an der Glocksee und dem Kleckstheater / hannoversche Kammerspiele

Produktionen 2008

Kalewala

Gastspiel | von & mit Markus Hering

Augusta

von Richard Dresser | Deutsch von Marius von Mayenburg | Ensemble Helga Lauenstein, Christoph Linder, Laetitia Mazzotti | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüme Maren Lepping | Musik Ritchie Staringer

Pressestimmen

»Sobald das Wort „Mindestlohn“ fällt, ist klar: Das hier ist Gegenwartstheater. Aber nicht nur, weil es von Lohndumping und Unterschichtenarmut handelt, scheint Richard Dressers Stück „Augusta“ auf unsere Tage zu passen. (...) Für das Theater an der Glocksee sind das allemal gute Gründe, das Arbeitsweltdrama von 2005 aufzuführen. Für das Publikum jedoch gibt es andere Gründe, es sich auf keinen Fall entgehen zu lassen. (...)
Selten bekommt man im Gegenwartstheater so schneidend witzige, sarkastisch geschärfte Dialoge zu hören, Pointen, die so wohlgesetzt sind und so zielgenau ins Schwarze treffen. Claire Lütcke hat das Stück mit auffällig leichter Hand inszeniert. Die drei Darsteller geben ihren Rollen auf ganz unterschiedliche Weise ein eigenständiges Profil: Helga Lauenstein, weil sie so ungekünstelt da ist. Christoph Linder, weil er auf schauerlich überzeugende Weise übertreibt. Und Laetitia Mazzotti, weil sie, naiv und laut, unschuldig und durchtrieben zugleich, einfach nur eine Freude ist, ein reines Geschenk an das Publikum.
Wie die gesamte Produktion übrigens. Weil sie so viel Spaß macht, weil sie auf hohem Niveau saukomisch ist. Und weil sie am Schluss das Unerhörte wagt: sie macht glücklich, ob man will oder nicht.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 19. April 2008

 

»Sozialkritisch, aber trotzdem humorvoll war der Premierenabend der Komödie „Augusta“ (Regie: Claire Lütcke) im ausverkauften Theater an der Glocksee. (...)
Herbe Gesellschaftskritik als Komödie mit Happy End umgesetzt – das verleiht der Inszenierung eine gewisse Leichtigkeit. Und so entließ „Augusta“ die Zuschauer nachdenklich, aber mit einem Lächeln in die Premierenfeier. (vier von fünf Sternen)«
Neue Presse Hannover, 18. April 2008

Fotos: Oliver Hoffmann

Onkel Vanja

von Anton P. Cechov | Übersetzung Peter Urban | Ensemble Helga Lauenstein, Elena Schmidt-Arras, Laetitia Mazzotti, Claire Lütcke, Christoph Linder, Philipp Denzel, Peter Przychodniak | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüme Maren Lepping | Licht Niko Mölter

Pressestimmen

»(...) Starke Momente wie diese durchziehen die sehenswerte Inszenierung, die von ihren rundherum überzeugenden Darstellern lebt. Und von der Lebendigkeit des Nichtresignierens. Linders Wanja scheint eigentlich zu attraktiv, um Körbe zu bekommen und – bei aller Verbitterung – zu vital, um sich am Ende seiner Möglichkeiten zu sehen. Astrow ist mit Philipp Denzel jung besetzt und wirkt manchmal wie ein intellektueller Student mit herbeigefühlter Reife. Ein gewünschter Effekt, der die Alterslosigkeit seiner Charakterzüge unterstreicht und zugleich das Thema Zeit und Hoffnung an einer Person abarbeitet. Helga Lauenstein, die die alte Njanja angemessen welk und träge spielt, und Peter Przychodniak als gitarrespielender und recht aufgeweckter Telegin geben ein freundliches Bediensteten-Paar. Elena Andreevna (Elena Schmidt-Arras) ist ein koketter Vamp mit leichtem Scarlett-Johansson-Einschlag. Geduldig die Launen ihres pflegebedürftigen Mannes ertragend, wiegt sie sich dennoch in der Sicherheit ihrer asexuellen Ehe und gefällt sich als bunter, charmanter Blickfang in der trostlosen Landwelt. Helga Lauenstein gibt den Professor – verschanzt hinter dicken Brillengläsern, Rollkragen, Damenhut und bodenlangem Wollmantel (Kostüme: Maren Lepping) – als geschlechtsneutrale Schnittmenge aus schnarrendem Hausdrachen und pflegebedürftiger Männerruine, tyrannisch noch im asthmatischen Keuchen. Claire Lütcke selbst spielt Wanjas Mutter Marija als finster dreinschauende Eule, die krummgebeugt durch das Haus schlurft und ihren berühmten Ausspruch: „Du hättest ein Werk schaffen müssen!“ böse herauszischt.
Die verzweifelten Momente in dieser Inszenierung sind impulsiv und nicht endgültig. Immer wieder feiert sich das Leben auch in den sarkastischen und verbitterten Momenten selbst, schimmert die Möglichkeit durch die verbohrten Gewohnheitswesen hindurch, dass es auch anders ginge. Auch daraus bezieht die Inszenierung ihre hoffnungsvolle Kraft.«
Stadtkind Oktober 2008

 

»Tschechows „Onkel Wanja“ um den gleichnamigen Gutsverwalter, der mit seiner Nichte Sonja und seiner Mutter das Einbrechen des Herrn Professor Alexander samt seiner attraktiven zweiten Frau Elena in ihre Welt verkraften müssen, hatte jetzt im Theater an der Glocksee Premiere. Claire Lütcke, die selbst die Mutter spielt, hat das Werk so inszeniert, wie Tschechow es gemeint hat: lustig. Es wird viel gelacht. Und doch steckt Ausweglosigkeit in jeder Personalkonstellation: Elena liebt Alexander nicht. Sie hat ein gelangweilt amouröses Interesse am Arzt Astrow, der niemanden liebt, schon gar nicht Sonja, die ihn anhimmelt. Wanja begehrt Elena, die von ihm aber nichts wissen will.
Die Bühne (Ulrike Glandorf) ist offen. Wer nicht spielt, sitzt sichtbar im Vorraum des Theatersaals auf einer Bank. Christoph Linder gibt einen überzeugenden (Kostüme: Maren Lepping) Wanja – müde und aufbegehrend, verschmitzt und verzweifelt. Elena Schmidt-Arras spielt ihre Namensvetterin mit lasziv-ängstlicher Ausstrahlung, Philipp Denzel ist ein witziger herzloser Astrow, Peter Przychodniak frischt die Nebenfigur des Ilja mit der Gitarre auf. Den Professor spielt eine Frau: Helga Lauenstein zeichnet ihn mit einer lungenrasselnden Kälte, die kein Mann überbieten könnte.
(...) Das Leben wird nicht besser, nicht reicher, nicht farbiger. Es bleibt grau. Man muss es ertragen. Später, im Jenseits, kann man ausruhen.
So lustig kann’s zugehen. «
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12. September 2008

 

»Wo Sitten sind, aber keine Freude ist, da können jene leicht verfallen. In „Onkel Wanja“ bringt eine junge Frau Chaos in die lethargische Ordnung auf einem russischen Gut. Zu sehen war das in Claire Lütckes emotionsgeladener Inszenierung des Tschechow-Dramas im ausverkauften Theater an der Glocksee. (...) Das Stück endet nur pseudohappy, das Publikum bleibt in einer Mischung aus Freude und Entsetzen zurück. Zynisches Ende, gelungene Inszenierung. (Vier von fünf möglichen Sternen)«
Neue Presse Hannover, 12. September 2008

Fotos: Oliver Hoffmann

Die Betrogene

von Thomas Mann | für die Bühne bearbeitet von Gerhard Tötschinger | Ensemble Helga Lauenstein, Laetitia Mazzotti, Felix Jeiter, Ritchie Staringer | Regie Claire Lütcke | Bühne: Ulrike Glandorf | Licht Niko Mölter | Kostüm Maren Lepping

Pressestimmen

»Als sich Rosalies Welt zu verdüstern beginnt, erscheint vor ihr ein schwarzer Schwan. Ein Todesbote, hier verkörpert von Anna, die im schwarzen Kleid mit tiefem Rückenausschnitt einen Zeitlupentanz vollführt und dabei aussieht wie eine Skulptur, die zum Leben erwacht. Einen guten Teil ihrer Wirkung verdanken Szenen wie diese der live eingespielten Musik des Pianisten und Keyboarders Ritchie Staringer, die sowohl als Bindemittel als auch als erzählerisches Element die Inszenierung bereichert und nur selten die Fülle der mannschen Sätze zu überlagern droht: Mal unterlegen impressionistisch gefärbte Klangteppiche die Texte mit Atmosphäre, mal wirkt die Musik als emotionaler Beschleuniger oder distanzierter Kommentar. Erklingen zwischenzeitlich dezente Latin-Rhythmen auf einer Wellenlänge mit Rosalies Beschwingtheit, schaffen zunehmend atonale Akkorde Abstand, als ihre Verjüngung in Schminke erstarrt. Dann ist die abstrakt gewordene Klangwelt auch auf Annas Seite. Sie, der von Beginn an die Erzähler-Stimme gegeben ist, beschließt mit der beiläufigen Nachricht vom Tod ihrer Mutter kalt lächelnd das Stück. Eine Geschichte, die ihr Werk ist. Ihr Kunstwerk. Und – das gilt für die Inszenierung – ein vielschichtiges, schaurig-schönes und sehr sinnliches Literatur-Spiel.«
Stadtkind 1 / 2009

 

»Es ist ein Dreipersonenstück, dessen Erfolg mit den Schauspielern steht und fällt. Felix Jeiter als der junge Amerikaner hat eine Rolle mit wenig Text. Er ist vor allem präsent, Projektionsfläche für die Sehnsüchte der Frau. Laetitia Mazzotti als Anna, die Tochter von Rosalie, gibt den Gegenpart zu ihrer Mutter ab. Selbst ist ihr die Liebe versagt geblieben, sie ahnt, dass Rosalie auf dem Weg zur Selbstzerstörung ist, und versucht, ihr dies mit rationalen Argumenten deutlich zu machen. Vergebens, die Welten der beiden Frauen haben nichts miteinander zu tun.
Das Schwergewicht der Inszenierung liegt jedoch bei Helga Lauenstein als Rosalie – und sie stemmt es. Von der Anlage her ist diese Figur in der Gefahr, dass bei ihr aus Schwärmerei Schwulst wird. Aber Helga Lauenstein hält immer die richtige Balance zwischen Tragik und trauriger Lächerlichkeit, sie führt Rosalie nicht vor, sondern lässt sie glaubwürdig erscheinen. Und deren abschließende Erkenntnis, dass es ohne den Tod kein Leben gibt, wirkt genauso versöhnend wie die lakonische Mitteilung von ihrem sanften Ende. Viel Beifall. «
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 2008

 

»Die Inszenierung findet erstaunliche Bilder und Handlungen in einem vom Autor beinahe handlungsfrei angelegten Text. Wenn sich etwa Rosalie im Tanz mit Ken ganz ihrer Leidenschaft hingibt, empfindet der Zuschauer die Szene ganz unwillkürlich als poetisch und abstoßend zugleich. Zunehmend verwandelt sich die Protagonistin von einer dekadenten, wollüstigen älteren Dame in eine verzweifelt mit dem Tode ringende tierähnliche Gestalt. Lust und Todesnähe gehen Hand in Hand.
Lauenstein lässt ihre Figur bis zur gänzlichen Selbstaufgabe dem unerfüllbaren Wunsch nachjagen und zeigt – wie unter einer Lupe – zusehends die Zerrissenheit, an der die Figur am Ende zerbricht.
Auch im Bühnenbild spiegeln sich die Gegensätze wider. Ein weiß getünchter Steg führt über schwarzes Wasser. Darauf treiben die Schauspieler in einem Nest aus weißem Fell, weich gebettet und doch haltlos, dem Abgrund in jeder Minute nahe.
Die komplizierte Sprache Manns, seine häufig als langatmig empfundene Erzählweise fügen sich nahtlos in die gespielte Form des Theaters ein und erhalten dabei eine Lebendigkeit und Spannung, deren Fehlen in der Textform manch einen Leser vielleicht von der Lektüre abgeschreckt hätte. (Fünf von fünf möglichen Sternen)«
Neue Presse Hannover, 5. Dezember 2008

Fotos: Oliver Hoffmann

Produktionen 2007

Sehn-Sucht

nach „Affenliebe“ von Silvana Klein | Ensemble Elena Böhmer, Åza Thelandersson | Musik Ritchie Staringer | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüm Maren Lepping

Silvana Kleins Autobiographie gewährt dem erschrockenen Normalbürger einen schonungslosen, unsentimentalen und überraschend humorvollen Blick in die Abgründe der Drogenabhängigkeit. Nur scheinbar ist es ein Blick aus sicherer Distanz. Ihre Geschichte kennt zwar keine Tabus - wohl aber Scham, Angst, Traurigkeit und - Komik. Wir finden uns in den Erlebnissen und Empfindungen der Süchtigen gespiegelt; erkennen in ihnen unsere eigene Sehn-Sucht.
Diese Geschichte, die also auch von uns handelt, erzählen wir so, wie wir immer schon unsere Geschichten erzählen: sinnlich und spielfreudig, musikalisch, körperlich und auf vertrautem Fuß mit den Bildern unserer Wunsch- und Albträume. „Affenliebe“ geht gut aus.

Pressestimmen

»Die Autorin ist glücklich. „Ich hätte nicht gedacht, dass man das szenisch so umsetzen kann“ sagt sie nach der Premiere, und dann sagt sie noch: „Toll.“ (...) Das Theater an der Glocksee hat die Lebensgeschichte der Silvana Klein jetzt unter dem Titel „Sehnsucht“ auf die Bühne gebracht. Zwei Schauspielerinnen (Elena Böhmer und Aza Thelandersson) sprechen die Texte aus „Affenliebe“ und spielen in verschiedenen Rollen Szenen aus Silvanas Leben.
Dokumentarisches Theater ist dabei aber nicht herausgekommen, sondern etwas ganz Eigenes. Regisseurin Claire Lütcke gelingt eine atmosphärisch reiche, gleichermaßen bedrückende wie beglückende Inszenierung. Sie nutzt dazu viele Theaterformen. Mit Kammerspiel und Pantomime, Tanz und Gesang (und mit ihren beiden hervorragenden Darstellerinnen) schafft sie es immer wieder, Situationen aus dem Leben eines einsamen Mädchens in harter Welt nachfühlbar zu machen.
Ritchie Staringer hat viele Szenen mit elektronischer Musik unterlegt. (...) Dem Theater an der Glocksee ist ein starkes Stück zu einem starken Buch gelungen. Silvana Klein war zufrieden. Wir anderen auch. «
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2007

 

»Sekundiert wird die auch mit tänzerischen Elementen angereicherte Inszenierung von der teils live, teils vom Band eingespielten elektronischen Musik Ritchie Staringers, die immer wieder auch dezent Elena Böhmers Gesangseinlagen begleitet. Allein, diese kommen allzu oft und werden allzu episch ausgebreitet, so dass sich manchmal der Eindruck aufdrängt – böse formuliert – in einem Liederabend zum Thema „Sucht“ gelandet zu sein. Elena Böhmer kann wirklich sehr schön singen. Aber für die Dramaturgie des Stücks wäre eine musikalische Andeutung zur rechten Zeit mitunter sinnvoller, als die in der Musik schwelgende Nachgiebigkeit der Regie.
Claire Lütcke hat ganz klar das Buch „Affenliebe“ auf die Bühne gebracht, sie hat kein Stück zum „Thema“ Sucht gemacht. Das ist mutig, denn die Kunst dient dabei stärker der Sozialpädagogik als dem Zeitgeist. Das aber wird in diesem Theater durch die Schauspielkunst aufgefangen. „Sehnsucht“ ist für Menschen ab 12.  Also, Eltern und Lehrende, macht euch auf ins Teater! Das Gleiche gilt für alle anderen, die nicht nur Lust auf Spaßkultur haben. «
Stadtkind, Juni 2007

 

»Der Applaus bei der Premiere von „Sehn-Sucht“ im Theater an der Glocksee wollte nicht enden. Das Publikum war begeistert von der szenischen Umsetzung des Buches „Affenliebe“, auch Silvana Klein war beeindruckt… ein atmosphärisch dichtes Bild, das ganz unmittelbar emotional berührt, aber auch zum Nachdenken anregt. Die Darstellerinnen verstehen es, mit ihrem vielseitigen und sensiblen Spiel, mit Tanz, Gesang, Pantomime und Sprache die bedrückenden, aber auch die schönen Momente dieser Kindheit zu zeigen. Ein kleines Mädchen auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe in einem Umfeld, das immer wieder aus den Fugen gerät ... «
Evangelische Zeitung, 20. Mai 2007

Fotos: Oliver Hoffmann

Lampedusa

von Henning Mankell | Deutsch von Hansjörg Betschart | Ensemble Elena Böhmer, Joanna Kapsch, Helga Lauenstein, Ebrahim Fofana | Regie Claire Lütcke | Kostüm Maren Lepping | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis

„Europas Zentrum liegt auf der kleinen sizilianischen Insel Lampedusa. Dort, wo die Strände übersät sind mit den Leichen der Araber und Afrikaner, die übers Meer in eine bessere Zukunft flüchten wollten.“ sagt Henning Mankell, der weltbekannte Krimiautor. Sein Stück „Lampedusa“ spielt aber nicht auf dieser Insel gleichen Namens - es beackert das Niemandsland zwischen den Kulturen Afrikas und Europas.
„Lampedusa“ ist ein Stück über Ein- und Auswanderung, über die Heimatlosigkeit der Hautfarbe, des Glaubens, der sexuellen Identität, des Frau-Seins, der Kultur und der Sprache. „Lampedusa“ sucht nach der kulturellen Heimat nicht nur für die „neuen“, sondern ebenso sehr auch für die „alten“ Europäer – in einem Europa das gleich gegenüber von Afrika liegt.
Eine schicke, alerte, ebenso emanzipierte wie gestresste – und gelegentlich auch verbitterte – Moderatorin einer Live-Talkshow führt das Vorbereitungsgespräch mit ihrem exklusiven Gast: einer modernen Muslima arabischer Abstammung, geboren in Sambia, aufgewachsen in Europa.
Zwei selbstbewusste, vermeintlich tabulose junge Frauen treffen aufeinander. Die Zeichen für ein gelungenes, elegantes Rede- und Antwort-„Ballspiel“ zur Lockerung herrschender Vorurteile stehen gut. Aber alles geht schief. Die beiden finden nicht zu einer gemeinsamen Sprache. Wissen des Kopfes und Ehrenhaftigkeit der Moral schützen vor Dummheit des Herzens nicht.

Pressestimmen

» (...) Hartes Brot für ein Theaterstück, so eine Islamdebatte. Doch gelingt dem Theater an der Glocksee mit  "Lampedusa" ein emotionales Stück, das zwei vielschichtige Figuren in ihrer ganzen Vehemenz aufzeigt und Klischees zuhauf zerbröckeln lässt. (...) Selbstbewusst und mit großer Intensität spielt Joanna Kapsch. (...) Da kann die ausgebuffte Moderatorin nur müde lächeln. Elena Böhmer spielt sie mit sichtbarer Schwangerschaft und weicher und nachdenklicher, als es das Stück nahelegt. Oder ist das auch nur Maske, um Titania in diesem Gespräch weichzuklopfen? Es bleibt offen. Die Seelenverwandtschaft und mögliche Vertrautheit beider lassen die Frauen symbolisch in sanften Tanzszenen aufblitzen, Pausen im Dialog, begleitet von Ibrahim Fofanas afrikanischen Trommelsounds.
Tolles Bühnenbild, differenziert gespielt, Riesenapplaus mit Sonderbeifall für Helga Lauenstein: die legt als jovialer Wettermann eine geniale Männerstudie hin. (vier von fünf Sternen)«
Neue Presse Hannover, 14. September 2007

 

»Joanna Kapsch als Titania und Elena Böhmer als Anna – zu denen noch Helga Lauenstein als schön schmieriger Fernsehmeteorologe tritt – vollbringen beachtliche schauspielerische Leistungen. Eigentlich müssten die beiden Theaterfiguren eine gemeinsame Gesprächs¬basis haben. Titania ist alles andere als eine verhuschte, verarmte Muslima. Trotz ihres Glaubens – dessen düstere Überschattung sie durchaus sieht – ist sie (wie Anna) emanzipiert und hat sich von vielen auferlegten Rollenklischees gelöst. Aber es kommt anders.
Es sind die Schauspielerinnen, die das Stück über zwei Stunden hinweg tragen (...) Viel Beifall im voll besetzten Theater an der Glocksee.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 14. September 2007

Fotos: Oliver Hoffmann

Ziellos muss die Stille wachsen

Gastproduktion

Heben Sie das gut auf...

Gastspiel | von und mit Joanne Gläsel | Regie Soogi Kang | nach „Leben? Oder Theater?“ von Charlotte Salomon

Die Schauspielerin vollzieht malend, singend und erzählend Charlotte Salomons Schaffensprozess nach. Sie springt hin- und her zwischen weiblichen und männlichen, jungen und alten Figuren, zwischen Frau und Mann, Kind und Greis. Durch Video-Projektionen der Gouachen von Charlotte Salomon auf Wände und Boden bei gleichzeitiger szenischer Darstellung der gemalten Szenen, wird mit Brüchen, Doppelungen, Montagen und Kombinationen die Zweidimensionalität der Bilder aufgerissen und in den dreidimensionalen Raum erweitert.

Mit dem Schreibband schreibt man. Mit dem Farbband tippt man.

Gastspiel der AuE-Kreativschule

Eine Gruppenlesung der AuE-Kreativschule mit Aktionen und improvisierten Einlagen, unter der Mitwirkung der Schauspielerin Verena Reichhardt:
Autorinnen und Autoren der AuE-Kreativschule, die in der Langzeitpsychiatrie in der Region Hannover leben, präsentieren ihr soeben erschienenes Künstlerbuch „Mit dem Schreibband schreibt man. Mit dem Farbband tippt man.“
Sie werden in der Lesung aus dem Buch vortragen, unterstützt und begleitet von Verena Reichhardt.
Die in dieser einzigartigen Edition versammelten Texte stammen aus einem Zeitraum von über 16 Jahren Autorentätigkeit in der AuE-Kreativschule.
In ihnen begegnet man einer Fülle von poetischen, verrückten, träumerischen Stoffen und Motiven: Überraschende
Erzählungen und minimalistische Märchen, Aussagen zu Tagesereignissen, Beschreibungen des Klinikalltages, zum Teil diktiert, zum Teil selbst aufgeschrieben. Irgendwie verstiegen, gespreizt, verschraubt, eng verknüpft mit dem Gefühl für die rhythmischen Werte der Sprache.
Die Mitwirkenden haben das Buch mit Malereien und Zeichnungen ausgestattet, denn viele sind außerdem Malerkünstler in der AuE-Kreativschule. Jedes Buch wird damit zu einem Unikat.

Brooklyn...

Gastspiel

Produktionen 2006

Die Glasmenagerie

von Tennessee Williams | Übersetzung von Jörn van Dyck | Ensemble Helga Lauenstein, Nadja Bobyleva, Bartholomäus Kleppek, Daniel Seniuk, Jędrzej Tymczuk (Klavier) | Regie Claire Lütcke | BühneUlrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping | Projektionen Martin Seim | Gesangscoaching Karin Fischer

Der Rückgriff auf die Autobiographie von Tennessee Williams legt eine höchst übersichtliche „Bedeutung“ des Stückes nahe. Tom Wingfield, der Dichter, steht für Thomas Williams selbst (Tennessee war sein Künstlervorname), Amanda Wingfield für Edwina Williams, seine Mutter und Laura Wingfield, die „Blaue Rose“, für Williams’ Schwester Rose. Die Parallelen sind unzählig...
Was das Stück höchst offenkundig verschweigt, ist die (vom wirklichen Thomas Tennessee Williams bekanntlich frei gelebte und vertretene) Homosexualität des Tom Wingfield. Es gelingt Williams in diesem spielenden Verschweigen eine Liebkosung für seine Bühnen-Schwester mit Toms bzw. seinem eigenen radikalen und womöglich destruktiven Freiheitswillen zu verbinden.
Solche kleinen und witzigen Wunder sind im Theater möglich.

Pressestimmen

»Mit einfachen Mitteln präsentiert das Glocksee-Ensemble eine untergehende Welt: die aufgekratzte aber verblühte Mutter, die in sich gekehrte, verletzliche Tochter, der Sohn, den es in die Welt zieht. Ein Abendessen mit Jim, Toms Kollegen, soll Hoffnung, Rettung bringen, endet aber im Fiasko. Nadja Bobyleva spielt die scheue Tochter eher zerbrechlich als verhuscht; einmal im Gespräch mit dem Mann, den sie liebt, glüht sie richtig auf. Bartholomäus Kleppek ist der etwas hölzern aufbegehrende Sohn Tom, Daniel Seniuk spielt Jim, den Freund und Gast mit schöner Unbefangenheit und angenehmer Singstimme. Helga Lauenstein gibt gekonnt die überkandidelte Mutter; manchmal, wenn sie kurz die Wahrheit erkennt, wird sie ganz grau. (...) Mit dramatischer Klavierbegleitung (sehr versiert: Jendrzej Tymczuk) und Dia-Einblendungen soll Stummfilmatmosphäre erzeugt werden. Eine gute Idee, die man sicher noch etwas weiter ausbauen könnte. Der Mangel an zupackender Regie aber mag (wie auch der Mangel an kostspieliger Dekoration) von den Freunden des Hauses durchaus als Wohltat empfunden werden. Nur leider nicht vom Theaterbeirat.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2006

 

» (...) Hier wird ganz schön Klartext geredet. Tennessee Williams zeigt gerade, wie in einer Familie Diskretion und Distanz verschwinden können, wie man im sozial geschützten Rahmen und in den eigenen vier Wänden gerade dazu neigt, nichts ungesagt zu lassen, den Schweinehund von der Kette zu lassen und unverhüllt die eigenen egoistischen Wünsche zu formulieren, eben genau die Gemeinheiten auszusprechen, die man draußen nur denkt. Es ist ein Stereotyp, dass es das ewig unsagbare wäre, was Familien so zerstörerische Wege lässt. Oft ist es gerade das Wort zu viel, was Verletzungen hervorruft. Tennessee Williams war ein Künstler des Offenlegens der Neurose Familie. Die immer zwischen zuviel und zu wenig des Guten hin und her schwankt.
Wer also Lust hat, Menschen bei einer Arbeit zuzusehen, die gute Gefühle und Gedanken macht, der sollte sich diese Inszenierung nicht entgehen lassen. «
Stadtkind, Juni 2006

 

»Umjubelte Premiere vor ausverkauftem haus im Theater an der Glocksee: “Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams. Ungeachtet der Verstrickungen des Schicksals geht das Leben in Toms Familie seinen gewohnten Gang. Gefangen in der alltäglichen Routine lässt Tom den Zuschauer an seinen Träumen teilhaben, in denen kein Platz mehr ist für Mutter Amanda und Schwester Laura.
Durch viel Liebe zum Detail zeichnet sich die Aufführung des Williams-Stückes aus. (drei von fünf Sternen) «
Neue Presse, 7. Mai 2006

Fotos: Michael Neugebauer

Kabale & Liebe

von Friedrich Schiller | Ensemble Joanna Kapsch, Lukas Goldbach, Helga Lauenstein, Willi Schlüter, Elena Böhmer | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping

Ferdinand, ein verwöhnter, jedoch seelisch vernachlässigter junger Mann, Sohn des höchsten Staatsbeamten, Präsident von Walter, hat sich verliebt: in Luise, die einzige Tochter des Stadtmusikanten Miller. Falls Herr und Frau Miller jemals zufriedene und harmonische Tage gehabt haben sollten, so liegen diese weit hinter ihnen. Die Jahre haben beide in die Verdrießlichkeit getrieben, und beide laben sie sich – jeder auf seine egomanische Art - an der Jugend und dem Liebreiz der Tochter.
Gespielt wird in einem offenen Raum. Gespielt wird um Leben und Tod. Alle Spieler sind immer da. Kostümwechsel finden sichtbar als Teil des Spiels statt. Der moderne Mensch, den Schiller vorhersah und als den wir uns erkennen, muss die Masken wechseln, sein Verhalten trainieren, sich anpassen, sich einfügen – jederzeit. Hält die Liebe dem stand? Wo bleibt die Wahrheit? Kabale und Liebe!

Pressestimmen

»Das muss erst mal gelingen. Drei Stunden Schiller spielen und den Zuschauer so in Atem halten, als handele es sich um einen Kriminalfall. Im Grunde ist Schillers „Kabale und Liebe“ ja auch ein sex-and-crime-Stück, nur dass es oft in Puder und Perücken erstickt wird. Nichts davon in der gelungenen Inszenierung des hannoverschen Theaters an der Glocksee. Die Akteure vertrauen auf die Sprache des Freiheitsdichters. Regisseurin Claire Lütcke deckt in den Figuren aktuelle Zeitbezüge auf. (...)
Dem Motiv der Verstellung folgt das Bühnenbild (Ulrike Glandorf). Ein Tisch ist nicht nur ein Tisch, sondern ebenso Bett, Sekretär, Waffe. Auch die Mehrfachbesetzungen der Schauspieler und ihre Kostümwechsel auf offener Bühne forcieren den Einsdruck, dass das Ich hier immer schon ein anderer ist. Brillant ist Helga Lauenstein: sie ist zugleich die ehrgeizige Mutter der Luise, der intrigante Vater von Ferdinand und die Kammerzofe der Lady Milford. Nicht weniger virtuos Elena Böhmer in einer weiteren Dreifachrolle: die Lady Milford spielt sie als Vamp, den Sekretär Wurm als Intriganten und den Hofmarschall von Kalb als Rokoko-Hiphoper. Willi Schlüter berührt als Kammerdiener und als in nicht ganz reinen Gefühlen zu seiner schönen Tochter befangener Musikus Miller. Einzig die Liebenden Luise und Ferdinand bleiben symbolhaft in ihren Rollen. Die beiden Darsteller, die gerade ihr Schauspieldiplom in Hannover absolvieren, gewinnen die Herzen des Publikums. Joanna Kapsch spielt Luise als Frau, die weiß, was sie will. Lukas Goldbach als Ferdinand ist ein wohlstandsverwahrlostes Kind, das als fundamentalistischer Liebender die geliebte Frau mit in den Tod nimmt. Eine Inszenierung, die in Schiller wie selbstverständlich den Zeitgenossen erkennen lässt. Warum die Fördergelder für die Produktion so zögerlich geflossen sind, dass sie erst jetzt zur Aufführung kam, bleibt unverständlich.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2006

 

»Wenn ein kleines Theater einen großen Brocken stemmt, kann es eng werden. Das Theater an der Glocksee spielt „Kabale und Liebe“ bis ins Foyer hinein, das gibt Bühnentiefe. Es ist kein experimentelles Projekt „über“ das Schillerdrama geworden, sondern (zumindest inhaltlich) ein echter Schiller. Die Sprache des Klassikers wird respektvoll gepflegt und süffig ausgekostet, nur das Pathos wird am Schäumen gehindert.
Wenn eine kleine Truppe einen großen Sprung macht, ist das Experiment genug. Es liegt im Formalen. Fünf Darsteller spielen zehn Rollen. Alle sind immer da und schieben auch die paar Kleinmöbel herum, wenn die Szene wechselt. Schauplätze überschneiden sich, Szenenwechsel wirken wie filmische Überblendungen.
Schillers Tragödie um eine verlorene Liebe, die wegen des Standesunterschieds von Intrigen am Fürstenhof zerschossen wird, erreicht eine hohe Intensität. Im Mittelpunkt stehen Joanna Kapsch als Bürgermädchen Luise und Lukas Goldbach als Präsidentensohn Ferdinand – beide sind auf eine gemäßigt moderne Art gefühlsecht, keineswegs von gestern.
Elena Böhmer als Lady Milford füllt deren große Schuhe nicht aus, aber sie hat da noch zwei männliche Hofschranzenrollen, in denen sie wirklich glänzt. Willi Schlüter ist als Luises Vater und Kammerdiener recht standfest und beherzt. Luises Mutter und das korrupte Ekel, das sich Präsident nennt, bedeuten einen Extremspagat der Charaktere, Helga Lauenstein meistert ihn mit Bravour.
Claire Lütcke inszenierte einerseits mit Tempo, aber ohne Hast. In Pausen klingen Spannungsbögen lange nach, in reiner Stille oder purer Musik. Das muss man sich leisten können, denn ohne Spannung wären diese Pausen Löcher. So dauert dieser ambitionierte Glocksee-Schiller fast bis halb zwölf. Weil aber der Rhythmus funktioniert und stimmig atmet, fühlt sich das nicht wie eine Überlänge an. (vier von fünf Sternen) «
Neue Presse Hannover, 16. Oktober 2006

»Schiller könnte ein Zeitgenosse sein, denkt man nach dieser Inszenierung im Theater an der Glcoksee (...) Ausgereifte Schauspielkunst ist hier zu sehen bei den schnellen Rollenswechseln mit immer wieder neuen Charakteren (...) Lassen Sie sich diesen Glocksee-Schiller nicht entgehen.«
Radio Flora, 1. November 2006

Fotos: Oliver Hoffmann

Die guten Mütter...

Gastspiel

swinging stories

Gastspiel

Produktionen 2005

Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?

von Edward Albee | Übersetzung von Pinkas Braun | Ensemble Helga Lauenstein , Willi Schlüter, Elena Böhmer, Sven Gerhardt | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüm Maren Lepping | Licht Alexander Tripitsis

Im Jahr 1980 vor die Frage gestellt, warum er soviel Hass und Enttäuschung im Familienleben zeige, antwortete Albee „Das Wesen aller Dramen ist der Konflikt. Sie handeln von Menschen, die nicht klar kommen – außer vielleicht in „Ödipus“, wo es allen zu gut ging. ... Es gibt viele Arten und Weisen, wie Familien zusammenhalten. Eine besteht darin, keine Fragen zu stellen, eine andere ist es, alle Fragen zu stellen. Wenn man keine Fragen stellt, bleibt man zusammen bis zum Zerfall – womöglich ohne zu begreifen, warum der Zerfall stattfindet. Und wenn man alle Fragen stellt, kann man möglicherweise eine neue Familienstruktur erschaffen, mit stärkerem Verantwortungsbewusstsein....“
Kritiker haben das Stück als „Zimmerschlacht“ bezeichnet. Der Autor spricht demgegenüber immer wieder von intelligenten, ernsthaften und leidenschaftlichen Spielen. Er empfindet nicht „pity“ –also sentimentales und erniedrigendes Mitleid für seine Figuren, sondern „compassion“ – persönliches Mit-Leiden
So betrachtet findet dieses Drama ein trauriges, kluges, geläutertes – ein gutes Ende.

Pressestimmen

»Was wird hier gespielt? Der Ehe-Vernichtungszirkus für die gebildeten Stände. Die Maßstäbe mörderischer Streitkultur hat Edward Albee vor gut vier Jahrzehnten gesetzt, sie haben sich frisch gehalten. Im Theater an der Glocksee, wo Claire Lütcke den akademisch fundierten Psycho-Krieg inszenierte, gab’s viel Beifall für das Vergnügen am Missvergnügen. (...) Willi Schlüter ist der zynisch ermüdete, aber noch kampffähige Geschichtsprofessor mit Karriereknick. Versager in den Augen der Uni-Präsidenten-Tochter Martha, die mehr seine Furie ist als seine Frau. Helga Lauenstein ist aber nicht nur Furie, sie spielt Marthas Höhen und Tiefen aus. Das gilt noch mehr für Schlüter, der seine ausdruckstärkste Präsenz in den Momenten und Mimiken des Schweigens entwickelt.
Honey und Nick, die beiden jungen Gäste der versoffenen Ehehölle, sind keineswegs zweite Wahl und mit Elena Böhmer und Sven Gerhardt auch gut besetzt. (...) Die Inszenierung leistet sich emotionale Auf- und Abschwünge, langen Atem, auch knisternde Pausen. Am Schluss lässt der Druck ein wenig nach, aber fast zwei Stunden lang hat der Kessel unter Dampf gestanden.«
Neue Presse Hannover, 13. Mai 2005

 

»Es sind nur vier Personen auf der Bühne, ein älteres und ein jüngeres Paar, aber deren Abgründe und Lebenslügen reichen für viele mehr. Und es wird gesoffen, was das Zeug hält. „Trinken Sie nur. Mit zunehmendem Alter wird das immer unentbehrlicher!, rät Geschichtsprofessor George (Willi Schlüter) dem Nachwuchsbiologen Nick (Sven Gerhardt), der mit seiner süßen, aber etwas einfältigen Frau (Elena Böhmer) zu kämpfen hat. Weniger dümmlich, aber dafür höchst resigniert ist Georges Frau Martha (Helga Lauenstein), die ihren Überdruss am Leben mit wilden Partys, viel Whiskey und bunten Ethno-Klamotten zu betäuben versucht. (...) Alle vier sind dabei sehr überzeugend. Besonders beeindruckend: Willi Schlüter als zynisch-verletzbarer George. Albee treibt das Spiel bis zur totalen Eskalation: Martha schläft mit Nick im Hausflur, „Honey“ liegt im Delirium auf den Badezimmerfliesen, und George sitzt im Wohnzimmer und liest „Geo“, als ginge ihn das alles gar nichts an.
Dann ist die Zimmerschlacht plötzlich vorbei. Alle beruhigen sich, gehen nach hause und ins Bett. Und irgendwie bleibt der Eindruck hängen, das eigentlich alles gar nicht so schlimm ist. Vielleicht hat man auch einfach keine Kraft mehr zum Aufbäumen. Viel Applaus für das Stück, dessen Titel nach Aussage von Albee eigentlich „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ bedeutet: Wer hat Angst vor einem Leben ohne Illusionen? «
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13. Mai 2005

Fotos: Caroline Otteni

Mein Herz - mein Hund

von Anton Cechov und Olga Knipper | Zusammengestellt und übersetzt von Andrea Clemen | Ensemble Jürg Holl, Helga Lauenstein, Nadja Bobyleva | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping

Der berühmte Autor und die Schauspielerin hatten weniger als sechs gemeinsame Jahre. Den größten Teil dieser Zeit lebten sie voneinander getrennt. Anton Cechov hatte Tuberkulose und musste sich daher möglichst in milderem Klima aufhalten: in Jalta oder auch in Nizza. Olga Knipper lebte und arbeitete als Schauspielerin des Künstlertheaters in Moskau.
Die beiden lernten sich am 9. September 1898 anlässlich einer Leseprobe zu Cechovs Stück „Die Möwe“ kennen.
In diesem Stück gibt es einen erfolgreichen Schriftsteller: Trigorin, kein Selbstportrait Cechovs, wohl aber eine Figur, die mit vielen Details ausgestattet ist, die auch für Cechov selber typisch waren. Dieser Trigorin lebt zusammen mit der wesentlich älteren Schauspielerin Arkadina und verliebt sich dann in das junge Mädchen Nina... In der Angst, ihren Geliebten zu verlieren, sagt Arkadina zu ihm:
„Du bist die letzte Seite meines Lebens!“
Ist das verzweifelt komisch – oder komisch verzweifelt? Es ist verzweifelt. Und es ist komisch.

Pressestimmen

»Wir aßen stilvoll, russische Eier, dann Borschtsch mit Schmand, ein Gläschen Wodka dazu, danach Blinis mit rotem Kaviar oder Honig. Wir saßen, ja wo? Nicht bei den Tschechows, denn die lebten meist getrennt, Anton krankheitsbedingt in warmen Zonen, Olga in Moskau, eine erfolgreiche Schauspielerin am Künstlertheater. Wir saßen im Theater an der Glocksee um eine große Tafel herum. Sie mal hier, er mal dort, zwischen uns Zuschauern in einem nicht nur wegen des Essens wahrhaft kulinarischen Theater. Aus dem Briefwechsel, den der Theaterdichter Anton Tschechow mit der Schauspielerin Olga Knipper in seinen letzten sechs Lebensjahren führte, lasen zwei Schauspielerinnen und ein Schauspieler unter dem Titel „Mein Herz – mein Hund“. Aber es war kein Leseabend, es war bewegtes, raumgreifendes Theater, wir mittendrin.
Jürg Holl, sonst Professor an Hannovers Schauspielschule, spielt als Tschechow in Claire Lütckes Inszenierung die Lust am Leben, die Todesnähe, den Intellektuellen und den Liebesverrückten, alles zusammen, aber stets doch in einzelnen Momenten so verzögert, dass man großen Spaß hat, beim Entstehen seiner Rolle zuzuschauen. Die Rolle der Olga spielen zwei Frauen – weil die Liebe so groß ist oder wegen der emotionalen Fülle? Helga Lauenstein, mehr die ehrgeizige Künstlerin, und Nadja Bobyleva etwas mehr die Liebende. An Claire Lütckes „Theater an der Glocksee“ herrscht ein bestimmter Stil vor: es gibt literaturbetontes Theater – und manchmal gibt es auch etwas zu essen. Eingleisig ist das nicht. Und die Phantasie, mit der gespielt wird, wurde auch diesmal mit viel Applaus bedacht.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Oktober 2005

 

»Claire Lütcke hat in ihrem Theater an der Glocksee wieder einmal außergewöhnliches Theater inszeniert, ein Stück aus hunderten von Briefen zusammenkomponiert. Bewundernswürdig ist der Mut der Intendantin, in Zeiten der fehlenden Finanzen das Wagnis mit literarischem Theater einzugehen. Aber sie macht das sehr geschickt. (...) Kulinarisches Theater fürwahr. Und das in zweierlei Hinsicht. Dies hier ist keine Lesung von Briefen. Die sind geschickt in eine originelle Rahmenhandlung gepackt, führen uns zu Proben Tschechowscher Stücke, werden natürlich bei Tisch mit großer Heiterkeit vorgelesen, haben aber auch ganz stille Momente (...) Jürg Holl sehr intellektuell, sehr liebesverrückt, lebensfroh aber auch nah am Tod. Die Rolle der Olga hat Claire Lütcke mit zwei Schauspielerinnen besetzt. Da ist Helga Lauenstein, die ehrgeizige, abgeklärte Schauspielerin, Nadja Bobyleva, die uns zwischendurch mit klangvollem Russisch erfreut, die mehr emotional liebende junge Frau (...) Ein Theatererlebnis der besonderen Art (...) Viel, viel Applaus.«
Radio Flora, 12. Oktober 2005

Fotos: Caroline Otteni

Sturm im Mumintal

von Tove Jansson | Ensemble Nadja Bobyleva, Caroline Nagel, Helga Lauenstein | Regie Claire Lütcke | Musik Albrecht Husen, Ritchie Staringer | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping

Sind es Trollwesen oder sind es Menschen wie wir ? Die Mumins. Natürlich sind sie eine Erfindung. Aber jeder kannte sie schon persönlich, bevor er von ihnen las – ja sogar schon bevor sie erfunden wurden.
Groteske und allzu menschliche Trollwesen, verschlafen, verkrampft, verträumt, böse, neidisch, feige, eitel, dickfellig, tollkühn, ruppig und eigensinnig – zum Verlieben unsympathisch.
Im „Sturm im Mumintal“ rettet sich die Mitglieder der Muminfamilie vor einer Flutwelle in ein höchst ungewöhnliches „Rettungsboot“: in ein schwimmendes Theater.
Sie wissen zunächst nicht, was es ist und halten es für ein geräumiges Wohnzimmer, dem eine Wand fehlt.... und dann erfahren sie allmählich manche Irrtümer und viele Wahrheiten über das Theaterleben. Bis hin zur großen Premiere.

Pressestimmen

»(...) Wir jedenfalls sitzen alle gemeinsam in einem Lagerraum mit lauter Pappkartons, aber bald schon werden blaue Wollfäden durch den Raum gespannt und wir scheinen uns durch diesen einfachen Trick unter Wasser zu befinden. Alles ist in diesem Stück ohne rechte Handlung von Moment zu Moment möglich, vor allem Phantasie. Helga Lauenstein, Caroline Nagel und Nadja Bobyleva spielen eineinhalb Stunden mit vielen kauzigen Verwandlungen und sehr viel Theaterspaß. Ein Löwe müsse auch noch vorkommen, wurde plötzlich gefordert. Aber ob der dann auch kam, ist nicht so recht erinnerlich. Die Schauspielerinnen jedenfalls erklärten dem Publikum, dass Schauspieler immer alles kriegen, was sie wollen – zum Schluss auch viel Beifall. «
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28. November 2005

 

»Die Mumins sind los, die lustigen Trolle toben durchs Theater an der Glocksee. Hier hatte das Stück „Sturm im Mumintal“ von der finnischen Autorin Tove Jansson umjubelte Premiere.
Unter der Regie von Claire Lütcke ist auch dem gleichnamigen Buchband ein schönes Theaterprojekt für Kinder und Erwachsene entstanden. Während die Zuschauer inmitten der Bühnendekoration auf braunen Pappkartons sitzen, wird eine abenteuerliche Geschichte erzählt: Zur Mittsommernacht werden die Mumins von einer Flut überrascht und müssen sich auf ein ungewöhnliches Boot retten – ein schwimmendes Theater.
Die Schauspielerinnen Nadja Bobyleva, Helga Lauenstein und Caroline Nagel beleben die zahlreichen Figuren fantasievoll und ideenreich: mit nur wenig Requisiten wie einem Hut oder Stiefel wechseln sie flink von einer Rolle in die andere.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden geschickt miteinander verflochten, und am Ende bekommt jeder das, was ihm liegt – was gibt es schöneres? Sehr langer Applaus für ein witziges und kindgerechtes Stück.«
Neue Presse Hannover, 28. November 2005

Fotos: Caroline Otteni

Produktionen 2004

Eine blassblaue Frauenschrift

von Franz Werfel | Ensemble Helga Lauenstein, Willi Schlüter | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüm Maren Lepping / Kathinka Van Volxem | Licht Alexander Tripitsis

Leon und Amelie sind ein double-income-no-kids Paar: Mit Hilfe von Grapefruit, Sellerierohkost, Kosmetik, Fitnessprogramm, Taktgefühl und Gedankenlosigkeit jung und attraktiv geblieben, gewandt, anerkannt, reich, opportunistisch. Es sind – wenn das auch an keiner Stelle steht – ganz moderne, schicke Nazis.
Nicht aus Überzeugung. Einfach nur so. – Eines morgens liegt ein Brief auf dem Tisch, adressiert an Leon in einer allzu vertrauten und doch lang schon vergessenen blassblauen Frauenschrift. .... es ist eine verratene Liebesgeschichte, eine Geschichte individueller und politischer Feigheit, die Geschichte eines Kindes, das nicht geboren werden durfte. Sie spielt 1936 in Wien – aber sie könnte auch heute spielen.

Fotos: Caroline Otteni

Knusper-Knusper-Knäuschen

Ensemble Helga Lauenstein, Elena Böhmer, Christoph Gawenda, Markus Willems | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping

Mitten im Hier und Heute erwacht das Märchen von „Hänsel und Gretel“ zu neuem Leben. Wir wissen es alle: die schaurig-schöne Familiengeschichte erzählt vom Verlust der Elternliebe unter dem Druck der Armut, von der Verlorenheit der Kinder, von ihrer Angst „gefressen“ zu werden und von der wilden Freude, die ausbricht, wenn es ihnen gelingt, sich zu befreien...
Wie schon beim Froschkönig nehmen wir die sozialen und psychologischen Ab- und Hintergründe des Märchens ebenso ernst wie seine poetisch dichte Erzählweise und seine rätselhaft suggestive Kraft.
Es wird bei dieser Produktion ca. 80 Sitzplätze geben. In engster Verbindung mit einer sich verwandelnden Raumbühne werden die Zuschauer ganz, ganz nah am Theater-Geschehen sein, es wird aus ihrer Mitte heraus entstehen....

Fotos: Caroline Otteni

Robert Schumann - im Eismeer

Gastspiel

Produktionen 2003

Chinesen

von Michael Frayn | Ensemble Helga Lauenstein,Willi Schlüter, auf der Hinterbühne: Nina Messerschmidt | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexander Tripitsis | Kostüm Maren Lepping, Kathinka Van Volxem

„Chinamen“ – so heißt die Extremvariante einer klassischen Verwechslungskomödie, weil ja alle so gleich sind, dass sie schon fast gleich aussehen - wie Chinesen für das oberflächliche Europäer-Auge eben... – sie haben die gleichen Jobs, die gleichen Wohnungen, hören die gleiche Musik, lesen die gleichen Bücher, haben die gleichen Kinder, Meinungen, Krankheiten, Autos, Gedanken etc.
Zwei Schauspieler haben das rasante Spiel in ebenso rasantem Kostüm- und Figurenwechsel zu bewältigen: links als Stefan raus, rechts als Bernhard rein, rechts als Gabi raus, links als Kim rein - während von links noch Stefan aus dem Off mit der eben entschwundenen Gabi spricht, steht diese schon als Tina in der anderen Tür...
Es galt, einen hochvirtuosen Spaß zu bauen, der allerdings nicht frei von der bitterzynischen Aussage bleibt, wie grässlich verwechselbar wir doch alle sind und wie sehr unser glattes, perfektes Leben von dem Stress geprägt ist, es immer allen im letzten Moment doch noch recht machen zu müssen.
Was ist Glück? Mit knapper Not der Peinlichkeit entronnen zu sein.

Fotos: Caroline Otteni

Kind der Liebe

Nach Motiven des Romans „Erst grau dann weiß dann blau“ von Margriet de Moor | Ensemble Helga Lauenstein, Willi Schlüter, Elias Hohloch / Fabian Wolf | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Kostüm Maren Lepping | Licht Alexander Tripitsis | Musik Ritchie Staringer / Albi Husen

Am Anfang der Erzählung, am Ende der Geschichte, wird Magda erstochen, von ihrem Ehemann – weil sie sich nicht fassen lässt; weil sie verschwindet, wiederkommt und keine Antwort gibt.
Es war ein Morgen wie jeder andere: Magda wachte auf und wusste – nach sechzehn Ehejahren – dass sie ein paar Sachen packen und verreisen würde. Sie bleibt zwei Jahre lang weg, dann kommt sie wieder, steht eines abends wie eh und je am Herd, kocht, begrüßt Robert, ihren Mann, in schamlos alltäglicher und beiläufiger Freundlichkeit und – und erklärt nichts. Dabei bleibt es.
Es könnte ein psychologischer Krimi sein. Es ist auf jeden Fall eine Spurensuche. Es ist eine Liebesgeschichten, eine persönlich-politische Geschichte, eine Geschichte von Heimat und Heimatverlust. Eine Liebeserklärung zum Detail. Zum Hier und Jetzt. Der Stoff ist kraftvoll, kühn, gewalttätig, aber nicht finster.

Produktionen 2002

Am Ende des roten Fadens

von Bettina Lamprecht | Uraufführung | Ensemble Helga Lauenstein, Bettina Lamprecht | Regie Claire Lütcke | Bühne Ulrike Glandorf | Licht Alexnder Tripitsis | Kostüme Maren Lepping | Musik Michael Knorr | Kinder und Jugendliche Niklas Kriegenburg, Solveig Meyer-Radkau, Swantje Karschunke, Johanna Grube, Lea Häckermann, Kaya Oltersdorf, Charlotte Lütcke

Im Sommer hatten wir „Babettes Fest“ gegeben. Wir liebten unser Theater und das Publikum liebte unser „Fest“. Wir saßen schon am nächsten Projekt. Es sollte ein „Spiel vom Spiel“ werden.
Am 12. September 2001- dem Tag nachdem die Flugzeuge in die Türme des worl trade centers in New York geflogen waren - war die Vorstellung von „Babette“ dann sehr schlecht besucht. Wir spielten weiter - jetzt erst recht, aber das Wort und das Gefühl vom „Spiel“ bekam einen anderen Klang. Drinnen und draußen wurde es langsam kälter.
Im frostigen Manhattan verdiente sich derweilen unsere Kollegin Bettina Lamprecht (Das „Fräulein Julie“ von 1998) mit der Gestaltung der Schaufenster von Bloomingdales das teure Leben im Brenn-Punkt der westlichen Welt.
Vernetzt mit uns und unseren Fragen spann sie einen Traum von explodierenden Welten, traurigen alteuropäischen Spaßmachern, exzentrischen Welt-Stars, dienstleistenden Dienern und sehnsüchtigen Statisten, von Zerstörungswut und von der zuweilen schmerzhaften Lust am Fabulieren. Der alte Kasper der Jahrmarktsbuden traf auf den Kasper des 20. Jahrhunderts: Micheal Jackson - beides einsame Gestalten, die sich nach der "Liebe" der Kinder sehnen und sich an ihrer Unschuld wärmen.

Rose

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Als jage der Wahnsinn...

Gastspiel

Produktionen 2001 - 1989

Babettes Fest

2001

Stella

2000

Froschkönig - Das Musical

2000

Don Juan kommt aus dem Krieg

1999

Das tapfere Schneiderlein

1999

Tom & Jerry

1998

Fräulein Julie

1998

Pettersson und Findus

1998

Mutters Courage

1997

Undine geht

1997

Macht der Liebe

1997

Die Sache mit dem Metteur

1997 | Gastspiel

Hunger

1996

Drei Schwestern

1996

Sugar Dollies

1996

Bei Anruf - Mord

1995

Ein schwarzer pole

1995

Die Präsidentinnen

1995

Fräulein Else

1994

Das Ende vom Anfang

1994

Das große Heft

1994

Vom Winde verdreht

1993

Richard III.

1993

Aschenputtel

1993

Die Troerinnen

1992 | von Walter Jens | Regie Cornelia Bothe | Bühne Friedolin Benteler | Ensemble Gesa Badenhorst, Michaela Hanser, Hubertus Hartmann, Helga Lauenstein, Claire Lütcke, Peter Meinhardt, Sabine Zeininger | Geräusche Laurent Simonetti

Der kleine Horrorladen

1992 | von Menken/Ashman | Regie Claire Lütcke | Musikal. Ltg Laurent Simonetti | Band Tilman Denecke, Fritz Feger, Laurent Simonetti,Michael Verhovec | Bühne Lütcke, Stockmann, Kuntner | Bühnenbau Sven Studt
Ensemble Gesa Badenhorst, Michaela Hanser, Hubertus Hartmann, Heinz-Walter Krückeberg, Helga Lauenstein, Peter Meinhardt, Ruth Meyer, Martin Heim

Die Dreigroschenoper

1991 | von Bertolt Brecht und Kurt Weill | Regie Cornelia Bothe | Bühnen Friedolin Benteler | Ensemble Gesa Badenhorst, Dirk Elwert, Hubertus Hartmann,  Eva-Maria Kerkhoff, Helga Lauenstein, Claire Lütcke, Martin Leßmann | Musikal. Ltg Laurent Simonetti | Musikal. Mitarbeit Tilman Deneke

Die Rache der Marquise

1991 | von Denis Diderot/Carl Sternheim | Regie Jürg Holl | Ensemble Gesa Badenhorst, Hubertus Hartmann, Paul Herwig, Helga Lauenstein, Claire Lütcke, Renata Zednikova, Christoph Grass-de-Iuliis | Musik Laurent Simonetti

Die Wunderbar

1991 | Ein Ensembleabend mit Gesa Badenhorst, Hubertus Hartmann, Paul Herwig, Helga Lauenstein, Peter Meinhardt, Renata Zednikova | Musikal. Leitung Laurent Simonetti | Saxophon Dirk Vetter | Regie Claire Lütcke, Cornelia Bothe | Bühne Friedolin Benteler

Verbrechen aus Leidenschaft

1990 | von Beth Henley | Regie Bothe/Lütcke | Bühne Antje Diekow | Ensemble Helga Lauenstein, Gesa Badenhorst, Martina van Boxen, Dirk Elwert, Eva-Maria Kerkhoff, Harald Schandry / Stetzler

Weisst du, die Sache ist die

1990 | von Ken Campbell | Deutsche Erstaufführung | Regie Cornelia Bothe | Bühne Friedolin Benteler | Ensemble Gesa Badenhorst, Matthias Brandt, Dirk Elwert, Hubertus Hartmann

Nestwärme

1990 | von Brigitte Schwaiger | Regie Claire Lütcke | Ensemble Helga Lauenstein, Martina van Boxen

Der Kuss der Spinnenfrau

1990 | von Manuel Puig | Regie Martina van Boxen | Ensemble Dirk Elwert, Bernhard Stengele, Gregory

La Musica zwei

1990 | von Marguerite Duras | Regie Cornelia Bothe / Claire Lütcke | Ensemble Hubertus Hartmann, Gesa Badenhorst

Ella

1989 | von Herbert Achternbusch | Regie Cornelia Bothe | Ensemble Markus Hering und zehn Hühner