Ben X
Nach dem Film von Nic Balthazar.
»Marsmensch« nennen sie ihn. Ben ist anders. Ben braucht Planung, Regeln, Abläufe. Der Alltag bedeutet für ihn Kampf ums »Normalsein« und endet doch immer in Demütigungen durch seine Mitschüler. Ben ist Asperger-Autist.
Die Tastatur seines Computers hilft ihm zu kommunizieren, was ihm in der wirklichen Welt schwerfällt. So hat er einen Ort gefunden, an dem er stark und respektiert ist: In der Welt seines Onlinerollenspiels ist Ben im höchsten Level und sein Avatar kämpft Seite an Seite mit Scarlite, seiner Heilerin, mit der er sich jeden Tag in der Internetwelt zum Game verabredet.
Doch Bens Demütigungen nehmen massiv zu – und schleichen sich sogar in sein Online-Refugium ein... bis Ben es nicht mehr aushält und beschließt, dass es Zeit für das Endgame ist...
Anhand der Geschichte Bens, die auf einem realen Fall basiert, stellt das Stück die Frage, wie wir mit Andersartigkeit umgehen, sucht nach Berührungspunkten und der Möglichkeit des Verstehens einer anderen Wahrnehmung.
Die erfolgreiche Theater- und Romanvorlage wurde 2007 unter dem Titel »Ben X« von Nic Balthazar in Belgien verfilmt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die Inszenierung des THEATERs an der GLOCKSEE gewann 2015 den 1. Platz des Solofestivals »Monospektakel V«.
Termine
2014 / 2015
Deutsche Erstaufführung.
Ensemble & Video Jonas Vietzke.
Regie Karin Drechsel.
Bühne Markus Knoblich.
Kostüm Katrin Wolfermann.
Dramaturgie Lena Kußmann.
Regieassistenz Timo Staaks.
Hospitanz Anna Ohlendorf.
Mit freundlicher Unterstützung von
The Elder Scrolls Online.
Folge Ben auf bennichts.de
Presse
»Nur eine Person tritt auf. Es ist Ben X (Jonas Vietzke), Autist. Seine Welt endet an der Grenze zu seiner Kleidung. Diese klare Bühnen-Bildsprache zeigt treffend das Empfinden Bens. (…) Die Projektionen und Geräuscheinspielungen sind punktgenau abgewogen zwischen dem inneren Erleben Bens und dem betrachtenden Publikum. Dazu kommt, dass Technik und Schauspieler wie eine Person handeln, so nahtlos zusammen wirken, dass im Theater die äußerst seltenen Momente von Magie entstehen. Bravo - es ist ein Thrill dabei zu sein! (…) Die Inszenierung von Karin Drechsel im Theater an der Glocksee mit Jonas Vietzke als Ben X ist großes Erwachsenentheater. Das Publikum zollte dies verdient mit brodelnd langem Applaus.« ...weiterlesen
Kultur-News, Friedo Stucke, 8.12.2014
»Alle Rollen spielt Jonas Vietzke – beeindruckend intensiv und wandlungsfähig. Das Stück funktioniert gleichermaßen als Porträt wie als Milieustudie, erzählt von Flucht in künstliche Welten und Entfremdung, über einen utopischen Dreh, den die Geschichte am Ende findet, aber auch von Selbstbehauptung. Das Publikum beim Gastspiel in der Planie 22 feierte Jonas Vietzke für seine Darstellung mit jubelndem Applaus.« ...weiterlesen
Reutlinger General-Anzeiger, C.B. Ströhle, 31.01.2015
»Jonas Vietzke ist Ben X. Das ist nicht einfach, denn sich in einen Autisten hineinzuversetzen, ist hochproblematisch. Zu befremdlich sind die stereotypen Verhaltensweisen, die Menschen mit dieser Wahrnehmungsstörung an den Tag legen. Umso beeindruckender, wie es dem Schauspieler gelingt, auf der Bühne zu Ben zu werden. Sein stetes muskuläres Zittern, die verspannte Körperhaltung, der nach innen gerichteten Blick, manisch abgemessene Bewegungen, Schlucken und Schwitzen – man meint, selbst den rasenden Puls sehen zu können. (…) Die Tatsache, dass es für Autisten fast unmöglich ist, Gefühlsregungen einzuordnen und sich „natürlich“ oder angemessen zu verhalten, hat Regisseurin Karin Drechsel mit klugen Kunstgriffen verbildlicht: Anstatt die besorgte Mutter, den drängenden Vater oder den aufbrausenden Lehrer in persona auftreten zu lassen, ist es immer Vietzke, der in der jeweiligen Rolle spricht. Wenn überlebensgroße Nahaufnahmen vom Gesicht des Schauspielers als Videoprojektionen auf den verständnislosen Ben einreden, kann man dessen Gefühl, als Marsmensch zwischen Fremdlingen zu leben, deutlich nachvollziehen. (…) Theater, das in eine gänzlich andere Weltsicht hineinversetzt, ungemein emphatisch inszeniert und gespielt! Unbedingt einloggen!« ...weiterlesen
Stadtkind, Anke Wittkopp, 28.12.2014
»Eine beeindruckende schauspielerische Leistung, die den Blick in die Psyche eines Menschen freigibt. Dass Vietzke als Ben allein agiert, kommt nicht von ungefähr. Ben ist Autist, sein Lebensuniversum umfasst ihn selbst, kommt er mit der Außenwelt in Berührung, sind krisenhafte Momente vorgezeichnet. (...)
Im gelungenen Schluss des Stücks vermischen sich reale und virtuelle Welt (...) Viel Beifall für das Theaterteam, voran natürlich Jonas Vietzke und Regisseurin Karin Drechsel.« ...weiterlesen
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Ekkehard Böhm, 27.11.2014
Kommentare
Großartiges Stück, grandiose schauspielerische Leistung !! Danke für den schönen abend !!
- Barbara Gerken
Ben X ist ein beeindruckender Film und keine leichte Kost. Die eingebauten Gamesequenzen sind sehr beeindruckend, die Geschichte ergreifend bis schockierend – umso gespannter war ich auf die Umsetzung als Theaterstück. Der Raum schwarz, wenige weiße Flächen auf der Bühne verteilt. Jonas Vietzke als Ben beginnt das Spiel, er stellt den Autisten perfekt dar, hat sich ganz offensichtlich mit der Materie intensiv auseinandergesetzt. Vietzke bleibt der einzige Schauspieler – es ist ein Einpersonenstück: Was für eine Herausforderung an den Schauspieler! Denn er spielt nicht nur den Autisten, sondern auch die Angreifer des Autisten, den Lehrer, den Vater und auch die Mutter. Absolut beeindruckend, wie er zwischen Ben und dem Angreifer Bens wechselt, zwei völlig unterschiedlichen Charakteren. Er schreit, er schwitzt, er klagt und ist dabei eins mit dem Bühnenbild. Denn die weißen Flächen dienen der Projektion von Videos und müssen an der richtigen Stelle stehen. Aber er interagiert auch mit den Videosequenzen. Beeindruckend, wie er sich parallel mit der Videoprojektion die Maske vor das Gesicht zieht, ohne die Projektion sehen zu können.
Ein grandioses Schauspiel. Nicht umsonst hat das Stück schon so manche Preise als Film und auch als Theaterstück erhalten. Während des Theaterspiels habe ich mir die Frage gestellt, ob man den Film vorher gesehen haben sollte um das Stück besser zu verstehen. Schwer einzuschätzen. Ich würde empfehlen: Erst das Stück, dann den Film und dann ganz dringend noch mal das Stück. Klasse.
http://www.autismus-buecher.de/filme.htm
- Michael Schmitz