THEATER an der GLOCKSEE Hannover

Für unsere nächste Eigenproduktion waren wir vor kurzem auf Recherche-Reise im Osten Deutschlands unterwegs – unter anderem auch mit einem kleinen Ausflug in die aktuelle europäische Kulturhauptstadt Chemnitz. Hier stießen wir auf Flyer der Kulturhauptstadt-kritischen Kampagne C THE CLOSED (angelehnt an das eigentliche Motto des Kulturhauptstadtjahres C THE UNSEEN), die sich gegen die lokalen und bundesweiten Kürzungen in der Kultur engagiert. Nur wenige Tage vor unserem Besuch war das leerstehende Schauspielhaus Chemnitz in einer Aktion besetzt worden, um auf die Unsicherheit seiner notwendigen Sanierung zu reagieren. (Mehr auf www.instagram.com/ctheclosed)

Außerdem bemängeln die Kampagne die fehlende Haltung des Programms des aktuellen European Capital of Culture Chemnitz gegen den Rechtsextremismus, welche noch bei der Bewerbung 2020 eine große Rolle spielte und auch ausschlaggebend für den Zuschlag war. Eigentlich sollte also gerade in Chemnitz und Region dort Haltung von Seiten der Kultur gefragt sein.

Allerdings: Das Bundesland der europäischen Kulturhauptstadt, nämlich Sachsen, hat bei der Bundestagswahl 50 % Stimmen für die mittlerweile vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften AfD erhalten, deren Vertreter*innen ihren Einfluss unter Umständen gelten machen können. Wir wünschen den Kolleg*innen vor Ort Mut zum Handeln und zur klaren Kante, insbesondere unter diesen erschwerten Bedingungen!

Mit all diesen Themen befasst sich auch unser neues Projekt MEPHISTO. UNDER PRESSURE., welches nach einer ersten Proben- und Interviewphase jetzt weiter vor sich hinreifen darf, bevor es im Herbst dann in die nächste Probenphase geht. Der Roman von Klaus Mann, das eigene Rückgrat und die aktuellen Nachrichten begleiten uns in den Frühsommer. Spannend war aber schon jetzt der erste Kontakt mit unseren very interested persons bei einer frühen Projekteinführung bei uns im Foyer – inklusive einem kleinen Experiment zum Thema Anonymität ...

Wir stecken nun erst mal weiter die Köpfe zusammen – und auch in andere Köpfe und Gedanken, die ihren Weg aus vielen Interviews ins Stück finden werden. Herr Gründgens wird wohl auch vorbeischauen …

PS: Übrigens sind auch unsere Kolleg*innen in NRW von aktuellen Sparmaßnahmen und Kürzungen der Förderungen betroffen. Aber es gibt auch positive News: In Hamburg hingegen wurden die Mittel für die freie Szene gerade um eine halbe Million Euro erhöht, was uns sehr freut und dringend nötig war!