BOX
Ein Begegnungsprojekt
BOX ist Begegnungsinstallation und Erlebnisexperiment.
BOX ist kein Theaterstück.
BOX ist für dich.
Schneller und schneller dreht sich das Kommunikations- und Informationskarussell - in der BOX halten wir es an und warten, bis sich der Schwindel legt. Wir wollen ein Angebot machen, um zur Ruhe zu kommen, abzubremsen, die Zeit zu vergessen und im Hier und Jetzt anzukommen; und damit - abseits des medialen Rummelplatzes - bereit zu werden für eine besondere Begegnung: Auge in Auge mit einem anderen Menschen.
Bei BOX gibt es kein richtig oder falsch. Wie du dir den Abend gestaltest, steht dir frei. Die einzige Regel für BOX #1 lautet: Nicht sprechen.
BOX begleitet als Langzeitprojekt thematisch unsere Spielzeit 2014 und soll durch den Austausch mit den Teilnehmern wachsen und über die gesamte Spielzeit in Variationen probiert werden.
Termine
Premiere am 14. Februar 2014
Eintritt Zahle, was Dir der Abend wert ist.
Begrenzte Teilnehmerzahl.
Konzept Jonas Vietzke
Wegen des speziellen Charakters unseres Projekts »BOX« schreiben wir keinen festen Eintrittspreis vor.
Besuche einfach die Vorstellung und zahle im Anschluss, was dir der Abend wert war.
Presse
»BOX ist kein Theaterstück. Sondern? Ein Begegnungsprojekt, steht auf der Homepage des Theaters an der Glocksee. Mit BOX wird eine Situation geschaffen, die Alltags-Erfahrungen und Kommunikationsregeln der digitalisierten Welt bewusst vor der Tür lässt. Eine Versuchsreihe, die sich von BOX zu BOX weiter entwickeln kann. Denn obwohl die oberste Regel Schweigen lautet, ist BOX kein Konsumtempel, sondern eine Interaktionsstätte – ein Angebot, Menschen Auge in Auge gegenüber zu stehen, sich gegenseitig ungefiltert zu betrachten und nonverbal auszutauschen. Was drumherum passiert, obliegt jedem Teilnehmer selbst. BOX ist immer das, was du daraus machst.
Eigentlich strahlt sie wieder besondere Wärme noch Bedrohliches aus. BOX steht mitten im Raum, aufnahmebereit, unvoreingenommen, neutral. So richtet sich die Neugier der Teilnehmer vorerst auf die Stationen, die um BOX herum verteilt sind. Manch einer verschafft sich zielstrebig einen Überblick, andere vertiefen sich direkt in eine spontan gewählte Aufgabe, einige schlendern unentschlossen herum. Nach und nach ergreifen alle verschiedene Möglichkeiten, um jenseits von reiner Produktivität kreativ tätig zu werden. Ohne auf das Treiben der anderen zu achten, wird jetzt vereinzelt mit Sand hantiert, werden Steine aufgeschichtet oder zu Formationen gelegt, betrachten sich Menschen in Spiegeln oder beugen sich über Zettel, um schriftlich zu reflektieren. Nun legt sich die anfängliche Nervosität, wirken die Probanden entspannt und auf sich und ihr Tun konzentriert. Tatsächlich rückt die Außenwelt noch ein Stück weiter weg, als sie das im Theater ohnehin schon tut und man kommt sich vor wie bei einem friedlichen Spiel, dass kein Ziel hat, außer die Spielenden bei sich selbst ankommen zu lassen. In diese meditative Stimmung hinein erklingt dann ein sanftes Tonsignal, dass jeweils ein zufälliges Paar in die BOX ruft. Dort findet statt, was nicht nur im Zeitalter von digitalen Medien Seltenheitswert hat: eine sprachlose Begegnung mit einem unbekannten Gegenüber. Ungewohnte Fragen stellen sich, wenn keine herkömmlichen Verhaltensregeln mehr gelten: wie fühlt es sich an, wenn man nicht sofort wieder wegschaut? Was erfährt man über den anderen, was gibt man selbst von sich Preis, wenn nur über die Augen Kontakt aufgenommen wird? Und wie geht es mir mit (m)einer mehr oder weniger großen Offenheit? Ein im wahrsten Sinne intensiver Augenblick, der die unterschiedlichsten Emotionen und Reaktionen hervorruft. Manchmal ist ein verhaltenes Räuspern aus der BOX zu hören, mal anhaltendes Lachen, andere Pärchen verstreuen sich danach beinahe verschämt in verschiedene Ecken des Raums. Alles ist in Ordnung, solange den anderen Teilnehmern mit Respekt begegnet wird, heißt es zu Beginn. In der zweiten Hälfte der Erfahrungszeit verschiebt sich die Stimmung im Raum, es wird nicht mehr nur isoliert vor sich hin experimentiert. Vielleicht, weil es einzelnen langsam langweilig wird, wird vermehrt über den eigenen Tellerrand geschaut und geguckt, was die anderen machen. Und auch mal ein Stein auffordernd vor die Füße gekickt oder provozierend laut mit Wasserbehältern geklappert, klaren Respektmangel legt allerdings niemand an dem Tag. Schön ist, dass jetzt auch die Ideen anderer weitergeführt werden, man sich gegenseitig inspiriert. An der Wand entstehen Wortspiele aus Papierstreifen, die laufend variiert werden, und auch die Bestandteile der anderen Stationen vermischen sich zu neuen Kunstformen. Direkte Begegnungen außerhalb von BOX oder richtige Zusammenarbeit bleiben allerdings aus, dafür strahlt das Redeverbot vermutlich zu sehr auf andere Kommunikationsarten aus, oder die Zeit müsste noch länger sein. Man darf gespannt sein, welche Regeln in der nächsten BOX gelten – und wo sie zu finden sein wird. Wenn die BOX–Macher Jonas Vietzke, Lena Kußmann und Helga Lauenstein sich entschließen, mit BOX an öffentliche Orte zu gehen, wird es noch mal interessanter. Aber auch so ist ein Besuch von BOX jedem zu empfehlen, der gerne mal den Stecker zieht und sich nicht nur berieseln lassen möchte, sondern mit sich selbst und anderen konfrontiert werden mag. BOX gewährt eine (digitale) Aus-Zeit, Raum zum Da-sein im Hier und Jetzt und viel Gelegenheit zur spielerischen (Augen-)Kontaktaufnahme. BOX ist gut für dich!«
Stadtkind, Anke Wittkopp, 2014/02